Digitales Leben, Meinung 14. Januar 2019

Die drei (vielleicht) wichtigsten Medientrends 2019

by Christian Jakubetz

Medientrends prognostizieren – das ist immer zu Beginn eines neuen Jahres ein beliebtes Spiel. Trotzdem, hier kommen drei solcher Trends, die für 2019 oder später maßgeblich sein könnten. Weil sie nicht weniger als einen Paradigmenwechsel bedeuten würden.

Prognose 1: Comeback für die Homepage!

Status quo: Die erste Prognose für dieses Jahr betrifft das Thema Social Media. Und sie lautet, kurz gesagt: Medien gehen back to the roots, die Social-Media-Blase ist fürs Erste geplatzt. Stattdessen sollten Medienunternehmen wieder verstärkt auf ihre Homepage achten. Dies ist schließlich der Ort, an dem man noch die volle Kontrolle nicht nur über die Inhalte hat, sondern auch über das, was da passiert.

Auch in deutschen Redaktionen galt die Homepage in den letzten Jahren als ein überholtes Konstrukt. Als eines, das so eine Art „Content Hub“ sei, während sich das User-Interesse mehr und mehr auf soziale Netzwerke konzentriere.  Zumindest hätte niemand ernsthaft punkten können, wenn er vorgeschlagen hätte, sich zunehmend auf die Homepage zu konzentrieren. Das steht hier deswegen so zurückhaltend formuliert, weil ein solcher Vorschlag in den letzten Jahren kaum kam.

Prognose: Ein paar Algorithmenwechsel und Social-Media-Ernüchterungen später dämmert es dem einen oder anderen. Stimmt, da gibt es ja noch was, eine eigene Homepage nämlich. Auf die hat man nur selbst Einfluss, sonst niemand.  Das gilt für die eigenen Inhalte zum einen, zum anderen aber auch für Kommentare. Speziell das Verhalten der User ist ja in den sozialen Netzwerken zum latenten Problem geworden. Davon abgesehen: Der User, der gezielt eine Homepage aufsucht, ist möglicherweise nicht einfach konservativ. Sondern auch sehr loyal. Etwas, was man vom flüchtigen Social-Media-User nur eingeschränkt behaupten kann.

Prognose 2: Content, Kontext, Endgerät. Und Kanal!

Status quo: Multimedia auf allen Kanälen – das klingt für viele immer noch nach einer guten Idee. Videos beispielsweise, immer her damit, kann man überall posten. Eine klare Idee, welcher Inhalt wo und wie am meisten Sinn macht, existiert vielerorts noch nicht.

Prognose: Nanu, die Videos bei Facebook laufen gar nicht so grandios? Die hübschen Journalismus-Fetzen für Snapchat sind doch nicht so toll? Und bei Instagram werden die Nachrichten auch nicht wahrgenommen? 2019 könnte das Jahr werden, in dem Publisher beginnen, sich Gedanken darüber zu machen, wo was am besten aufgehoben ist. Instagram beispielsweise ist bestimmt ein hübscher Ort für Fotos und kleine Videofetzen. Aber Journalismus, also so richtiger?

Stattdessen erleben wir weiter einen Aufschwung von Newslettern, dem schon totgesagten Kanal aus der Internet-Steinzeit. Kurz gesagt: Darüber nachdenken, warum sich jemand auf einem Kanal aufhält, ist sinnvoller als sich zu überlegen, was man auf einem Kanal alles machen könnte. Lerneffekt für 2019: Machen kann man im Netz auf beinahe jedem Kanal inzwischen beinahe alles. Jetzt müssen (und werden) wir uns überlegen, was wo am besten geeignet ist.

Prognose 3: Medien holen sich die Kontrolle zurück

Status quo: Wir mögen Facebook und Freunde nicht unbedingt, sind ihnen aber schicksalsergeben verbunden. Man kann schließlich gar nicht anders, als eine Facebook-Seite zu betreiben, bei Twitter und bei YouTube zu sein und…

Prognose: 2019 könnte das Jahr werden, in dem klassische Medienunternehmen anfangen darüber nachzudenken, wie sie die Kontrolle zurückbekommen. Statt technologischer Monokulturen, die den Launen und Interessen des Silicon Valley unterliegen, brauchen wir ein dezentrales Internet, das allen Menschen und Medien dient. Das wiederum bekommt man nicht, wenn man die Quasi-Monopolisten durch die Zulieferung von Inhalten jeden Tag noch stärker macht. Das ist kein Prozess, der sich innerhalb weniger Monate machen lässt. Und auch keiner, bei dem man einfach nur anfängt, die Inhalte aus den sozialen Netzwerken zu entziehen. Wohl aber einer, bei dem man sich auf seine eigenen Stärken und seine eigentliche Bestimmung als Medienunternehmen besinnt.

(Alle Fotos auf dieser Seite: Pixabay.com)

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