Wenn es um soziale Netzwerke geht, wird der Mensch gerne zum lebenden Paradox: Er misstraut ihnen, er liest Bücher darüber, warum man sie besser nicht verwenden sollte – und nutzt sie danach weiter, als wäre nichts gewesen. So auch 2018.

Für soziale Netzwerke war auch 2018 kein wirklich gutes Jahr. Nicht mal wegen ihrer Reichweiten. Sondern wegen ein paar sehr grundsätzlicher Debatten, die auch in diesem Jahr geführt wurden. In Sachen Vertrauenswürdigkeit haben Facebook und Co. mutmaßlich nicht zugelegt. Und auch die Grundsatzfrage stellt sich zunehmend: Ist Social Media nicht eine gruselige Datenkrake, die noch dazu einfach unsere Zeit stiehlt? Autoren wie Jaron Lanier beispielsweise forderten den ganz radikalen Schritt: raus aus den sozialen Netzwerken bisheriger Prägung!
(ARD-Digitalexperte Dennis Horn spricht im „Universalcast“ darüber, warum man seine Social-Media-Accounts vielleicht doch besser behalten sollte)
Zeit also, mal zu schauen: Wie halten es die Deutschen denn nun im Jahr 2018 mit sozialen Netzwerken? Und da gibt es ein paar eindeutige Tendenzen:
Das Vertrauen in Social Media bleibt niedrig
Man mag es paradox nennen – aber tatsächlich nutzen die Deutschen zwar weiter sehr intensiv soziale Netze, misstrauen den Inhalten dort aber tendenziell. Keine andere Form der Informationsnutzung kommt auf derart geringe Werte wie soziale Netzwerke. Im Gesamtpublikum schneidet YouTube noch am besten ab: 23 Prozent der Befragten sagen, dass sie die Inhalte dort für vertrauenswürdig halten. Facebook kommt dabei nur noch auf 18 Prozent, Twitter sogar lediglich auf 14 Prozent.

Etwas anders sieht das allerdings aus, wenn man diese „Vertrauensfrage“ nach Altersgruppen aufteilt. Dann nämlich zeigt sich, dass jüngeres Publikum dem Netzwerken deutlich mehr Vertrauen entgegen bringt. Umgekehrt: je älter Nutzer sind, desto weniger trauen sie Social Media.

Mehr Schutz und mehr Filter
Die Klage darüber, was am meisten stört, ist eindeutig: Zu viel Hass, zu viele Pöbeleien, zu viel Schmutz. Auch die Verantwortlichen dafür sind aus der Sicht der überwiegenden Mehrheit schnell benannt: Es sind die Netzwerke selber, die für zu wenig Kontrolle und effektive Filter sorgen. Zwischen 82 und 91 Prozent der Befragten (je nach Alter) sind der Meinung, dass solche Kontrollmechanismen fehlen. Ein beinahe so hoher Anteil glaubt, dass die Netzwerke mehr Personal einstellen müssten, um der Flut unschöner Dinge Herr zu werden.
Interessant und paradox am Rande: Signifikant zurückgegangen ist die Nutzung von Social Media 2018 wieder nicht. Obwohl Jaron Laniers Buch zum Bestseller avancierte und sich wochenlang in der Rangliste der meistverkauften Bücher in Deutschland hielt…
Die Ergebnisse stammen aus der Studie "Vertrauen in Medien" von PwC.