Wenn es um die aktive Nutzung von sozialen Netzwerken geht – dann sind Deutschlands Journalisten immer noch vergleichsweise passiv: 45 Prozent der befragten Journalisten nutzen Soziale Medien weniger als einmal wöchentlich oder nie. Auch umgekehrt zeigt sich, wie wenig Social Media bisher im journalistischen Alltag angekommen ist: Nicht einmal die Hälfte der Journalisten gibt an, jeden Tag in den diversen Netzwerken unterwegs zu sein.
Das geht aus eine Studie des Instituts für Organisationskommunikation der Universität der Bundeswehr München hervor. Bei der Fortsetzung ihrer Studie „Das Google Dilemma“ aus dem Jahr 2013 wurden über 800 Journalisten befragt – man darf die Ergebnisse also durchaus als repräsentativ werten.
Die nackten Zahlen zuerst: Demnach nutzen 45 Prozent der befragten Journalisten Soziale Medien weniger als einmal wöchentlich oder nie. 24 Prozent der Befragten jedoch nutzen sie mehrmals täglich und zusätzliche 14 Prozent mindestens einmal täglich. Sonderlich in die Tiefen des soziale Netzes bewegen sich allerdings auch die Intensiv-Nutzer nicht: Facebook, Twitter und YouTube werden als die beliebtesten Netzwerke angegeben.
Durchaus verblüffend auch die Art und Weise, wie der Großteil der Journalisten die sozialen Netzwerke nutzt. Befragt nach ihren Erwartungen, erhofft sich knapp jeder zweite Medienmacher (47 Prozent), in Facebook & Co. neue Themen zu finden. Mehr als jeder Dritte will indes wissen, wie seine Veröffentlichungen ankommen. Auch als Recherchequelle sind die Netzwerke bei rund jedem dritten Journalisten gefragt.
Was man dagegen wenig hört: soziale Netzwerke als eine Möglichkeit, aktiv in den Dialog mit Nutzern zu kommen. Dabei gilt ausgerechnet dieser Dialog als einer der wesentlichen Unterschiede zu den bisherigen Formen des Publizierens.
Das ist verblüffend in Zeiten, in denen sich Journalismus zunehmend mehr auf die Plattformen von sozialen Netzwerken verlagert. Mittlerweile stehen ganze Präsentationsformen wie Livestreaming bei Twitter oder Facebook parat. Zudem geht ausgerechnet Primus Facebook zunehmend mehr dazu über, Inhalte exklusiv für die eigene Plattform produzieren zu lassen („Instant Articles“). Zudem setzt Facebook zunehmend mehr auch auf Videos, die exklusiv dort hochgeladen werden.
Wie Journalisten angesichts dessen ihren Job machen können, ohne auf diesen Plattformen aktiv zu sein, gehört zu den größeren Rätseln der Branche…
Wobei man bei den „Verweigerern“ in zunehmendem Maße zwei Sorten unterscheiden können muss: Einerseits die oben erwähnten und andererseits diejenigen, die sich nach (mehr oder weniger) intensiver Nutzung ge- oder entnervt wieder verabschieden oder ihre Aktivität auf ein notwendiges Mindestmaß (Erreichbarkeit und direkte Kommunikation) zurückschrauben. Während man in früheren Jahren wirklich „drin sein“ musste, generiert eine Teilnahme bei manchen sozialen Netzwerken (bzw. bestimmten Teilen in ihnen) doch u. U. auch ein negatives Image.