Kann man noch Journalismus machen – und WhatsApp außen vorlassen? Wenn es nach den neuesten Zahlen geht, dann auf gar keinen Fall. Denen zufolge bewegt sich der Messenger inzwischen in Dimensionen, die mit denen von Facebook vergleichbar sind. Und bei Facebook käme ja auch (fast) niemand mehr auf die Idee, dort nicht vertreten zu sein…

Aber erst einmal die Zahlen: Laut ARD-ZDF-Onlinestudie wird WhatsApp von verblüffenden 44 Prozent der deutschen Onliner täglich genutzt. Facebook hingegen bringt es auf eine tägliche Nutzung von „nur“ 25 Prozent. Zudem hat sich der Messenger – ursprünglich nur ein kostenloser SMS-Ersatz – auch als Kanal für Nachrichten etabliert. Während noch vor einem Jahr die ersten Versuche von Redaktionen, sich dort zu etablieren, neugierig beäugt wurden, gehören journalistische Inhalte heute dort zum Standard. Vom großen öffentlich-rechtlichen Sender bis zur Regionalzeitung, die Palette der dortigen Angebote geht querbeet.
Die Vorteile sind schnell aufgelistet: Theoretisch und potentiell erreicht man nahezu jeden auf diesem Kanal. Im Gegensatz beispielsweise zu den USA ist WhatsApp in Deutschland nahezu konkurrenzlos. Man riskiert auch nicht, dass sich der Nutzer genervt fühlt – er muss schließlich selbst aktiv werden und sich in die entsprechenden Verteilerliste eintragen. Die Nachrichten können schnell rausgegeben und auch gelesen werden, das ist gerade für die „Generation Messenger“, die sich nicht lang durch Webseiten scrollen will, ein wichtiger Punkt.
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Ein weiterer Punkt: WhatsApp erlaubt direkte und unmittelbare Kommunikation mit den Nutzern. Der Messenger ist also weitaus mehr als nur ein Instrument zur Verbreitung von Nachrichten, sondern auch eines zur unmittelbaren Kommunikation und Interaktion. Und weil man mit dem Messenger mühelos auch Videos, Fotos und Audios verschicken kann, ist er auch ein im wahrsten Sinne des Wortes multimediales Tool.
Ganz ohne Nachteile geht es allerdings natürlich nicht. Da ist zum einen ein vergleichsweise hoher Aufwand in der Bedienung bzw. Administration. Und zudem wird aus einem der größten Vorteile auch einer der größten Nachteile. Wer nämlich dem Nutzer unmittelbare Kommunikation anbietet, muss sein Versprechen auch halten. Im Falle von großen Redaktionen mit mehreren tausend Abonnenten kann man sich leicht vorstellen, wie gewaltig der personelle und zeitliche Aufwand da schnell mal werden kann…