Der digitale Mediennutzer in Deutschland ist weniger gut entwickelt als man als Medienmacher glauben könnte. Nach wie vor kann eine klare Mehrheit der Deutschen mit der digitalen Welt nicht allzu viel anfangen, wie der „Digital-Index 2015“ der Initiative D21 belegt.

Wenn man Medien macht – dann sollte man auch wissen für wen. Das ist eine Binse, die trotzdem auch und gerade im digitalen Zeitalter ihre Gültigkeit hat. Debattiert wird vor allem gerne darüber, wie digital Journalismus und Medien sein müssen. Die Zahlen, die die Initiative D21 für ihren jährlichen Digital-Index vorgelegt hat, lassen naturgemäß Raum für Interpretationen. Zumindest aber eines lässt sich festhalten: Die Digitalisierung der Deutschen stagniert. Online-Neuzugänge gibt es de facto nicht, dafür bewegt sich umso mehr bei denen, die ohnehin schon online sind.
Rund ein Fünftel der Deutschen bleibt Nonline. Und bei den Anderen dominieren die „wenig Erreichten“.
In nackten Zahlen: Rund ein Fünftel aller Deutschen gehört zu den Nonlinern. An dieser Zahl hat sich in den letzten Jahren nicht sehr viel geändert. Es sieht auch nicht so aus, als sei bei diesen Werten aktuell noch sehr viel Luft nach oben. Andersrum gesagt: Das digitale Wachstum ist de facto zum Erliegen gekommen.
Dazu kommt noch anderes: Unter den Onlinern in Deutschland dominiert ein Typus, der von den Machern der Studie als „digital weniger Erreichte“ bezeichnet wird. Bei Ihnen überwiegt weitgehend die Skepsis, im besten Fall gehen sie pragmatisch an die Sache heran, sind aber ansonsten eher vorsichtig und neigen dazu, sich von neuen Technologien und Medien überfordert zu fühlen. Das klingt vermutlich erst einmal nicht sonderlich dramatisch. Trotzdem sollte man sich das vor Augen halten, wenn man von digitalem Journalismus für die breite Masse spricht: Immer noch stehen knapp zwei Drittel der Onliner dem Thema zumindest reserviert gegenüber. Wenn man dann noch die 20 Prozent digitale Totalverweigerer hinzu nimmt, hat man eine Ahnung, warum in absoluten Zahlen die analogen Medien immer noch deutlich überwiegen.
Im umgekehrten Fall heißt das: Unter den Onlinern in Deutschland werden lediglich 36 Prozent als „digital erreicht“ bezeichnet. Gemessen an der Gesamtbevölkerung ist das also weniger als ein Drittel.
„Smarte Mobilisten“: Begehrte Zielgruppe. Aber auch nicht sehr weit verbreitet.

Bei den Beschreibungen dieser „digital Erreichten“ gibt es einen Teil, der sich liest, als sei er der Traum vieler Medienmacher. Jung, fast andauernd online, viel und gerne mit mobilen Geräten im Netz unterwegs, dazu mit einer hohen Affinität zum Thema „soziale Netzwerke“ gesegnet. Und liest sich das nicht in letzter Zeit davon, dass soziale Netze, zudem noch mobil genutzt, mehr oder weniger die Zukunft des gesammelten Journalismus seien? Anhand dieser Zustandsbeschreibung könnte man das meinen. Man sieht allerdings auch anhand der Zahlen, wie wenig verbreitet nach wie vor dieser Typus ist: Gerade mal 6 Prozent der Online gehören in die Kategorie der in der Studie als „smarte Mobilisten“ bezeichneten Menschen.
Dafür hat er allerdings auch genau die Eigenschaften, die sich (digitale) Journalisten gerne von Nutzern wünschen: Formal hohe Bildung, gut verdienend, in urbanen Räumen lebend,vergleichsweise jung. Wobei der immer noch vorhandene digitale Graben in kaum einem Bereich so tief ist wie beim Thema mobile Mediennutzung. Mit zunehmenden Alter gehen die Zahlen teils drastisch zurück. Schon bei der Generation 50plus ist es nicht mal jeder Zweite, der mobil ins Netz geht. Bei den über 70jährigen liegt der Wert sogar nur noch bei 13,9 Prozent. Zum Vergleich: Bei den Onlinern zwischen 20 und 20 Jahren liegt der Nutzungsgrad bei 85,4 Prozent.
Trotzdem: Die mobile Nutzung kommt zunehmend in der digitalen Gesellschaft an, insbesondere von Tablets (2015: 35%; 2014: 28%) und Smartphones (2015: 60%; 2014: 53%).
Streaming und On-Demand-Angebote liegen im Trend
Insgesamt bescheinigt die Studie der dem digitalen Deutschen nur einen mittelguten Entwicklungsgrad. Nutzungsvielfalt und digitale Offenheit sind 2015 im Vergleich zum Vorjahr sogar zurück gegangen. Immerhin aber gibt es einen positiven Trend, der für Medienmacher interessant ist: Streaming und On-Demand-Dienste legen zu.
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