Mobile 23. Juni 2015

Warum die Zukunft mobil ist

by Christian Jakubetz

Es sagt sich so leicht dahin: Irgendwie müssten sich Medienmacher Gedanken darüber machen, wie sie ihre Inhalte auf mobile Plattformen bringen. Weil man ja inzwischen ahnt, dass Smartphones und Tablets eine entscheidende Rolle im täglichen Medienmix spielen. Wie groß diese Rolle jetzt schon ist und in Zukunft wohl noch werden wird, lassen die Zahlen erahnen, die im neuen „Digital News Report“ stehen…

Tablets und Smartphones gehören mittlerweile zum Standard in der digitalen Mediennutzung. (Foto: Jakubetz)
Tablets und Smartphones gehören mittlerweile zum Standard in der digitalen Mediennutzung. (Foto: Jakubetz)

Vielleicht erkennt man daran ja, was sich in den vergangenen Jahren geändert hat: Noch vor wenigen Jahren hatte man ein paar mobile Versionen der konventionellen Webseite und ein paar Apps – und das war es dann auch schon wieder mit der Strategie für mobile Plattformen, sofern man das überhaupt „Strategie“ nennen konnte. Hauptsache, die Inhalte waren irgendwie halbwegs auch auf den mobilen Geräten lesbar.

Mittlerweile weiß man, dass das alleine nicht ausreichen wird. Smartphones und Tablets legen in ihrer Bedeutung für die Nutzung von journalistischen Inhalten rasant zu, ein Ende des Trends ist nicht in Sicht. Schon alleine deswegen nicht, weil mobile Endgeräte vor allem beim jüngeren Publikum die vermutlich zentrale Position bei der Mediennutzung einnehmen.

Das Smartphone hält das Tablet auf Distanz

In den letzten zwei Jahren hat sich auch die Entwicklung bei den Endgeräten verändert. Noch vor zwei Jahren hatte man der Gattung der Tablets ein rasantes Wachstum prognostiziert und vor allem darauf verwiesen, dass die Lesbarkeit auf den großen Displays deutlich besser sei als bei Smartphones. Inzwischen aber haben sich die User an die kleinen Screens offenbar gut gewöhnt – und die Gattung der „Phablets“ ist ja inzwischen auch noch hinzugekommen. In Zahlen findet das deshalb seinen Niederschlag.  Während in Deutschland 34 Prozent regelmäßig News auf dem Smartphone lesen, sind es beim Tablet lediglich 16 Prozent. Mit diesem Verhältnis liegt Deutschland auch im internationalen Trend. Auffällig nebenher übrigens: Von den untersuchten  Ländern liegt Deutschland bei der mobilen Mediennutzung auf dem vorletzten Platz. Offenbar werden Medien hier immer noch vergleichsweise konventionell konsumiert.

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(Grafik: Digital News Report)

Aber auch alle anderen Zahlen deuten darauf hin, dass die mobile Nutzung von Inhalten künftig der Standard sein wird. Durchschnittlich liegt in allen untersuchten Ländern der klassische stationäre Rechner bei der digitalen Mediennutzung noch vorne. Zwei Drittel aller Befragten geben an, einen PC im Zeitraum von einer Woche mindestens einmal für Medienkonsum genutzt zu haben. Danach kommt dann aber schon das Smartphone mit 46 Prozent, gefolgt vom Tablet mit 24 Prozent.

Dass die Zukunft mobiler Medien sich womöglich doch eher auf dem Smartphone abspielen wird, zeigt eine interessante Zahl: Bei der Frage danach, welches Endgerät für mobile Mediennutzung bevorzugt wird, antworten bei den 18- bis 34jährigen über 60 Prozent mit dem Smartphone. Das Tablet wird hingegen bei den Nutzern ab 35 als das favorisierte Mobilgerät angegeben.

Das zeigt allerdings auch etwas anderes: Die Frage nach dem einen Endgerät für digitale Inhalte lässt sich womöglich gar nicht so einfach beantworten. Weil die Zahl der Mehrfachnutzer deutlich steigt. Mittlerweile gibt nahezu jeder Zweite an, mindestens zwei Endgeräte für digitale Medien genutzt zu haben. Bei 15 Prozent sind es sogar mehr als zwei. In beiden Fällen handelt es sich um einen deutlichen Anstieg gegenüber 2013: Mindestens zwei Geräte nutzten 2013 erst 33 Prozent, mehr als zwei Geräte sogar nur 8 Prozent. Womit sich also wenigstens festhalten lässt, dass eine Strategie für mobile Inhalte schon wichtig ist, das eine aber das andere keineswegs zwingend ersetzen muss. Im Gegenteil: Gut möglich, dass die Nutzung vieler verschiedener Endgeräte künftig eher der Standard als die Ausnahme sein wird.

Der Markt für Apps ist langsam dicht

Dabei stellt sich  auch heraus, dass der Markt für News-Apps allmählich dicht ist. In Deutschland nutzt die Mehrheit sowohl auf Smartphones als auch auf Tablets lieber den mobilen Browser als eine App, auf dem Tablet sogar eine deutliche Mehrheit. Und auch bei der Zahl der geladenen News-Apps sind die Deutschen überaus restriktiv: Rund ein Viertel hat überhaupt keine Nachrichten-App installiert, die weit überwiegende Mehrheit nur eine oder zwei. Wobei die Installation einer App auch noch lange nicht gleichbedeutend mit deren Nutzung sein muss: Nur gut ein Drittel derjenigen, die eine App installiert haben, nutzen sie auch regelmäßig. Was vermutlich ebenfalls den Zwang zu einer multiplen Strategie naheliegt: Natürlich sind Apps für ein journalistisches Angebot kaum verzichtbar. Dennoch aber ist eine funktionierende mobile Version der Webseite mindestens genauso wichtig. Entweder oder? Wie so oft im Netz heißt die Antwort: sowohl als auch.

Wenig überraschend am Rande: Die erfolgreichste News-App in Deutschland kommt vom „Spiegel Online“.

Die ausführliche Zusammenfassung der Ergebnisse zum Thema „Mobile“ gibt es hier.

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