Eine neue Art des Nachrichten- und Medienkonsums: Nicht weniger als das verspricht die neue Smartphone-App „Circa“ – die speziell auf Nutzer genau solcher Endgeräte abzielt. Kritiker sehen „Circa“ allerdings weniger euphorisch und sprechen von einer neuen Flüchtigkeit. Beim Hurrikan „Sandy“ in den USA zeigten sich in den vergangenen Tagen alle Stärken, aber auch alle Schwächen dieser Form von Nachrichten.

Das Prinzip von „Circa“ ist die Aufteilung. Das bedeutet, das nicht einfach zu einem Thema nach konventioneller Art ein Nachrichtenstück produziert wird, das ab und an dann aktualisiert wird. Jede Nachricht ist damit in ihren wesentlichen Bestandteilen verfügbar. Das lässt sich anhand der einzelnen Smartphone-Seiten, auf die die einzelnen Aspekte einer Geschichte verteilt sind, leicht nachvollziehen. Unter jeder Seite stehen zudem die jeweiligen Quellenangaben. Ändert sich ein Aspekt der Geschichte, wird dann auch nur die jeweilige Seite, der jeweilige Teilaspekt aktualisiert und verändert.
Die positiven Rückmeldungen auf diese neue App sehen dies als eine zeitgemäße Form des Erzählens an. Die Geschichten in „Circa“ sind eine Mischung aus klassischen News, aus Kuration und einer Art Liveticker. In der App selbst heißt es, Geschichten bei „Circa“ seien eine Sammlung aus einzelnen Aspekten, kurzen Abschnitten, Zitaten, Photos oder Karten. Und natürlich ist „Circa“ stärker als (fast) alle anderen Apps sehr intensiv mit den sozialen Netzwerken verbunden. Aus jedem Thema lassen sich die einzelnen Komponenten weiterleiten, teilweise wird das bis auf einzelne Fotos oder Karten runtergebrochen. Zudem ist jeder einzelne der Aspekte wieder mit verwandten Geschichten verlinkt.
„Circa“ ist also eine Art Echtzeit-Reporting, das in bisher ungeahnter Schnelle die Nachrichtenlage…ja, was eigentlich? Zusammenstellt ist vermutlich noch das beste Wort dafür. Hinter der App liegt keine klassische redaktionelle Arbeit. Auch hat das mit der Form von Nachrichtenjournalismus, die wir bisher kannten, nicht mehr viel zu tun, zumindest dann nicht, wenn man unsere klassischen Maßstäbe daran anlegt. Das ist aber auch gleichzeitig ihr größter Nachteil: Das Einsortieren, das Einordnen und zusammenstellen bleibt dem Nutzer weitgehend selbst überlassen. Speziell bei komplexen Themen wie dem Hurrikan Sandy zeigt sich die Ambilanz gut: Natürlich ist man auf der einen Seite für schnelle Informationen dankbar. Auf der anderen Seite ist man aber mindestens genauso dankbar, wenn man dann auch auf eine handwerklich ordentlich gemachte Zusammenfassung zurückgreifen kann. Ganz klassisch, ganz journalistisch.
„Circa“ konzentriert sich momentan hauptsächlich auf den amerikanischen Markt, dementsprechend ist die Themenauswahl. Die App ist für iOS und Android in den jeweiligen Stores kostenlos zum Download.