Medienwandel 3. Juni 2012

TV & Web: Mit den beiden sieht man besser

by Christian Jakubetz

„Wir werden uns manchmal fragen: Was sehe ich da eigentlich gerade, Fernsehen im Web oder Web im Fernsehen?“ Der Mann, der das sagt, steht zwar erst einmal für das klassische TV, ist aber gleichzeitig davon überzeugt, dass die Zukunft des Bewegtbilds auch aus Hybridformaten bestehen wird. Peter Kloeppel, Anchor der RTL-Nachrichten und Chefredakteur des Senders, glaubt trotz aller Verwerfungen durch das Netz an eine gute Zukunft seiner Zunft: „Fernsehen wird es weiter geben, gar keine Frage.“

RTL-Anchor Peter Kloeppel (Foto: RTL / Stefan Gregorowius)

Erstaunlich ist das ja schon: Wenn es um Medienwandel durch Digitalisierung geht, dann ist fast zwangsweise die Rede von Zeitungen und Verlagen. Dass sich auch beim guten alten Fernsehen einiges verändern dürfte, ist dagegen bisher weniger im Bewusstsein der medialen Öffentlichkeit angekommen. Was daran liegen könnte, dass das Thema Webvideos bisher zumindest was die Produktion angeht vergleichsweise schwierig war. Nimmt man beispielsweise als Maßstab, wie einfach es ist, zu twittern oder ein Blog aufzusetzen, dann sind Videos sowohl technisch als auch inhaltlich immer noch vergleichsweise schwierig. Trotzdem: Angesichts der Tatsache, dass beispielsweise  täglich Videos in ungekannten Mengen auf YouTube hochgeladen werden und vor allem das junge Publikum inzwischen zeitweise mehr Zeit auf Videoportalen als vor dem Fernseher verbringt, kann man sich leicht vorstellen, dass sich auch für Fernsehmacher in den kommenden Jahren mehr verändern wird, als wie sich das einige momentan noch vorstellen mögen.

Peter Kloeppel glaubt vor allem daran, dass die Grenzen zwischen den beiden Kanälen in den nächsten Jahren aufgeweicht werden. Dass es die strikte bisherige Trennung von klassischem Fernsehen und Webvideos nicht mehr geben wird. Diese Unterscheidungen, sagt der RTL-Chefredakteur, werden insbesondere bei der äußeren Form von Formaten zunehmend verschwinden. Inhaltlich allerdings sieht Kloeppel den Journalismus immer noch in einer gute Lage. TV-Sender und Redaktionen müssten jetzt allerdings verstärkt das tun, was gut könnten: mit journalistischem Know-how punkten. Dazu gehört nach Klöppels Verständnis inzwischen allerdings auch, sich gut zu überlegen, auf welchem Kanal man wie präsent sein wolle. Ein reines Kopieren von Inhalten von TV ins Netz kann es seiner Ansicht nach nicht sein.

Peter Kloeppel ist nicht nur RTL-Anchor und Chefredakteur, sondern zusätzlich auch Direktor der sendereigenen Journalistenschule. Und als solcher mit verantwortlich für die Ausbildung des journalistischen Nachwuchses. Trotzdem hält ein wahlloses Lavieren zwischen den diversen Plattformen und Darstellungsformen nicht für sonderlich sinnvoll. Im Gegenteil: Junge Journalisten sollten sich seiner Auffassung nach klar entscheiden, wo sie ihre Stärken sehen, welche Themen und Darstellungsformen sie besonders interessieren. Das ändert indes nichts daran, dass auch Kloepppel dafür plädiert, sich nicht mehr ausschließlich nur auf eine Form des Journalismus zu konzentrieren. Gleichwohl glaubt der RTL-Mann nicht, dass man journalistischen Nachwuchs noch sonderlich für die Digitalisierung sensibilisieren müsse. Die meisten von ihnen seien mit Internet und digitalem Werkzeug aufgewachsen, da „brauchen wie niemanden mit der Nase darauf stoßen“.

Konsequenzen aus der Digitalisierung und dem damit verbundenen Medienwandel ziehe RTL schon seit Jahren, so Kloeppel weiter. Für jeden Inhalt werde inzwischen nicht nur überlegt, ob und wie er ggf. auch aus Quellen im Netz besorgt werden könne. Zudem spiele für jede Form der Darstellung auch die Frage eine Rolle, wie der Inhalt auch im Netz dargestellt werden könne.

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