Aktuell 28. Oktober 2011

Journalismus kommt auf dem Silber-Tablet

by Christian Jakubetz

Ein Zusatzgerät, ein Spielzeug, ein nettes Gadget? Wenn es nach den Ergebnissen einer aktuellen US-Studie geht, dann sind Tablet-Computer sehr viel mehr. Sie sind demnach möglicherweise das Medienkonsumgerät der Zukunft. Schon jetzt nutzen Besitzer von iPads und anderen Geräten ihr Tablet rund 90 Minuten am Tag.

Es waren und sind viele Hoffnungen, die Medienhäuser auf das iPad setzen.  Vor allem Zeitungsverlage erhoffen sich, dass die von ihnen oft beklagte „Gratiskultur“ im Internet damit ein Ende nimmt. User, so ihre Annahme, seien bei Tablet-Inhalten sehr viel eher bereit zu bezahlen als im freien Internet, in dem sich die meisten daran gewöhnt haben, dass es mehr oder minder alles kostenlos gibt. Diese Hoffnungen erhalten einen Dämpfer, wenn man sich die Studie des Pew Research Center’s Project for Excellence in Journalism ansieht.  Zumindest, wenn man die USA als Grundlage nimmt. Und wenn man bei diesen Inhalten von Nachrichten im klassischen Sinne spricht.

Neue Plattform: das Tablet wird zunehmend zur gleichwertigen Alternative für analoge Medien. In den USA nehmen Nutzer es rund 90 Minuten am Tag in die Hand. (Foto: Jakubetz)

Demnach konsumieren 54 Prozent der Nutzer Nachrichten auf dem Tablet, nichts ist auf dem Tablet populärer als das. Gleichwohl haben aber bisher erst 14 Prozent der Nutzer für „news content“ unmittelbar bezahlt. Die kostenlose Verfügbarkeit von Nachrichten wird dort anscheinend auch auf dem Tablet als Grundvoraussetzung angesehen. Auch die Zahlungsbereitschaft bei denen, die bisher noch nicht für Nachrichten auf dem iPad bezahlt haben, hält sich in Grenzen. Nach dieser Studie können sich gerade mal 21 Prozent vorstellen, dafür Geld auszugeben. Eine Mehrheit will diese Ausgaben zudem dann im fall der Fälle auf 5 Dollar pro Monat beschränken.

Auch die weiteren Resultate der Studie fallen für Medienhäuser durchwachsen aus. Ein Trend:   Tabletbesitzer nutzen Nachrichten und Journalismus intensiver als vorher. 30 Prozent der Befragten sagen, sie verbringen inzwischen mehr Zeit mit News als zuvor. Gleichzeitig geben aber auch 33 Prozent an, auf dem Tablet neue und bisher ungenutzte Quellen und Anbieter zu nutzen. Das also bedeutet wenigstens, dass es keinen Automatismus gibt, wonach Zeitungsleser oder Fernsehzuschauer einfach eins zu eins auf das iPad mitgenommen werden können.

Weitere überraschende Erkenntnis: Auch auf dem Tablet bleibt der Browser immer noch Plattform Nummer eins. Apps ändern daran nichts. 40 Prozent der in den USA Befragten geben den Browser immer noch als erste Wahl an, weitere 30 Prozent sagen, beides gleichermaßen zu nutzen. Lediglich 21 Prozent konsumieren ihre Inhalte vorwiegend über Apps. Doch ganz egal ob nun Apps oder Browser: Das Tablet sorgt nicht unbedingt dafür, dass der Medienkomsum insgesamt steigt. 57 Prozent sagen, sie nutzten inzwischen weniger Zeitung, 59 Prozent sagen sogar, ihr Tabletkonsum gehe zu Lasten des Fernsehens und hierbei insbesondere zu Lasten von Nachrichtenformaten- bzw. Sendungen.

Zuversicht können etablierte Medienhäuser dafür wiederum aus einem anderen Ergebnis der Studie mitnehmen. Die Bekanntheit einer Marke spielt insbesondere bei journalistischen Angeboten für die Nutzer eine große Rolle. Soll heißen: Je bekannter und renommierter eine Marke ist, desto größer ist ihre Chance, auch auf dem Tablet genutzt zu werden. 90 Prozent geben an, eine App bzw. Seite zu nutzen, deren Name ihnen bekannt ist. 82 Prozent sagen, dass sie die Anbieter nutzen, die sie auch auf dem Desktop-PC regelmäßig aufgerufen haben.

Interessante Frage am Schluss: Ist es eigentlich gerechtfertigt, ständig vom iPad zu sprechen, wo man doch korrekterweise von einer Gerätegattung meint? Geht es nach den Markanteilen, ist die Glasplatte von Apple immer noch das Synonym für Tablets. Der Marktanteil beträgt in den USA immer noch 80 Prozent. Experten gehen davon aus, dass sich daran auch nach dem Tod von Steve Jobs in absehbarer Zeit essentiell nichts ändern wird.

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