Ausbildung 25. Oktober 2011

Wie Blogger zu Volontären werden

by Christian Jakubetz

Die Meldung sorgte 2010 für einiges Aufsehen: Die Rhein-Zeitung gab bekannt, künftig auch solche Volontariate zu vergeben, die ausdrücklich Interessenten mit Blog-Erfahrungen vorbehalten sind. Gut ein Jahr später sieht Chefredakteur Christian Lindner das Projekt auf einem guten Weg und will weiter „Blogger-Volontäre“ einstellen.

 

Christian Lindner
RZ-Chefredakteur Christian Lindner

Herr Lindner, wie viele „Blogger-Volos“ gibt es aktuell bei der Rhein-Zeitung?

Ich habe zwei Plätze mit Bloggern und Artverwandtem besetzt.

Hatten diese „Blogger-Volos“ denn schon zuvor Kontakt mit klassischem Journalismus? Oder hatten sie bis dato „nur“ gebloggt ?

In einem Fall haben wir einen jungen Mann als Volontär, der jahrelang über einen Fußball-Regionalligisten fast täglich gebloggt hat. Er hatte auch sonst mediale Erfahrung. Er volontiert jetzt im Sportressort des Mantels. Im zweiten Fall habe ich eine junge Frau als Volontärin eingestellt, die noch keine Zeile für eine Zeitung geschrieben hat. Sie hat aber unter anderem ein kleines Kunstmagazin (1000er Auflage) im Netz und vor allem via Web2.0 perfekt promotet. Sie ist keine klassische Bloggerin gewesen, sondern hat nur Microblogging gemacht. Sie hat aber bewiesen, dass sie das Mitmach-Netz versteht und Instrumente wie Facebook und Twitter für ein Medium perfekt, dialogisch, originell und unkonventionell einsetzen kann. Sie volontiert in unserer Onlineredaktion – teils mit Anbindung an unseren Social Media-Redakteur am Desk. Wenn Sie sich einen Eindruck von ihrem Wirken und ihrer Art machen wollen: @RZ_Elgass bei Twitter, http://twitter.com/#!/saved-search/RZ_Elgass.

Es gab im Vorfeld auch kritische Stimmen, die meinten, das dieses Projekt nicht funktionieren könne – u.a. deswegen, weil klassischer Journalismus und Blogger nicht kompatibel seien. Wie sind Ihre Erfahrungen bisher?

Meine Erfahrungen sind mit beiden sehr gut. Publizieren im Web ist keine Schwelle mehr, beide bauen es völlig geschmeidig und geräuschlos in ihre Arbeit ein – und ziehen damit auch Kollegen mit. Bei Sandra Elgass bietet noch einen zusätzlichen Effekt: Da sie nicht aus unserer Welt kommt, ist sie ganz anders – und genau davon profitieren wir.

Was unterscheidet das Blogger-Volontariat von einem „normalen“?  

Der Finde- und Aussuchmechanismus in jedem Fall. Danach kann, aber muss es nicht anders laufen als bei den sonstigen Volontären. Einen Spezialisten würden wir Spezialist bleiben lassen. Jemanden mit breiteren Anlagen lassen wir aus seiner Stammredaktion im Digitalen heraus intensiver als den Spezialisten ins gesamte Medienhaus ausschwärmen lassen. Die normalen Volontäre und Redakteure werden sich teils über das Auswahlkriterium wundern. Wenn die Erwählten aber durch frische Persönlichkeit und guten Content überzeugen, ist das schnell vergessen. Derzeit heißt es überwiegend: Solche „anderen“ Leute tun uns erkennbar gut.

 Bleibt das Blogger-Volontariat im Angebot?

Ja, wir suchen weiter Blogger-Volontäre. Bei zehn Volontären zwei bis vier – je nach Angebot.

(Christian Lindner ist Chefredakteur der „Rhein-Zeitung“. Bei Twitter ist er unter @RZChefredakteur zu finden. In „Universalcode“ hat er ein Kapitel über die Veränderungen des Journalismus bei Regionalzeitungen geschrieben).

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