Webvideos 26. November 2015

Bewegtbild: 5 Trends, die man kennen muss

by Christian Jakubetz

Was man schon länger ahnen konnte, ist jetzt perfekt: Am Thema Videos kommt kein Journalist im Netz mehr vorbei. Nicht nur, weil inzwischen auch soziale Netzwerke ganz auf das bewegte Bild setzen. Auch die neuesten Zahlen zeigen: Ohne Video geht im digitalen Journalismus nichts mehr…

Die Zahlen der ARD-ZDF-Onlinestudie sind eindeutig. Videos sind mitten im User-Mainstream angekommen. Beim jüngeren Publikum sind sie sogar Bestandteil des alltäglichen Medien-Menüs. Bei den Männern zwischen 14 und 29 geben inzwischen sagenhafte 99 Prozent der Befragten an, Videos im Netz zumindest gelegentlich zu nutzen. Grund genug also, sich als Journalist mit dem Thema eingehend zu befassen – schon alleine um zu wissen, was wann wo genutzt wird. Fünf Dinge, die man über Webvideos wissen muss:

1. An fremden Portalen kommt niemand mehr vorbei

youtube Natürlich kann man Videos für die eigene Website produzieren. Und es gibt auch ganz gute Chancen, dass sie dort gesehen werden. Trotzdem: Auf fremde Portale – allen voran natürlich Marktführer YouTube – kann man schlichtweg nicht verzichten. Im jüngeren Publikum zwischen 14 und 29 sind 86 Prozent zumindest gelegentlich dort vertreten, auch im Gesamtpublikum ab 14 sind es immer noch stolze 61 Prozent. Damit ist das Videoschauen bei YouTube und Co. die am meisten verbreitete Form des Bewegtbildkonsums im Netz – deutlich vor allem anderen.

2. Facebook will jetzt auch die YouTuber
Facebook-Video-Ads

Dass Facebook eigentlich nichts anderes will, als in allen Bereichen des Netzes die dominierende Plattform zu sein, ist nichts Neues. Trotzdem muss man sich das nochmal deutlich vor Augen führen: Facebook greift mittlerweile auch YouTube frontal an und versucht, der Video-Abspielkanal Nummer eins zu werden. Das belegt nicht nur die Tatsache, dass der ominöse Algorithmus des Netzwerks mittlerweile Beiträge mit auf Facebook-Server hochgeladenen Videos offenkundig bevorzugt. Auch die Strategie, Nutzer verstärkt zu Livestreamings zu motivieren, deutet sehr darauf hin, dass Facebook den Wert des Videos ganz besonders hoch einschätzt. Der Erfolg der Strategie lässt sich inzwischen auch in Zahlen messen. Immerhin gibt mittlerweile fast ein Drittel der Online in Deutschland an, zumindest gelegentlich Videos bei Facebook zu schauen. Bei den 14- 29jährigen Nutzern sind es sogar schon 57 Prozent. Dazu kommt bei Facebook noch eine eigene Kategorie, nämlich das Anschauen von TV-Sendungen. Sie ist in der Studie eigens erhoben worden. Immerhin 8 Prozent machen mittlerweile auch das wenigstens gelegentlich. Bei den 14- 29jährigen sind es sogar schon 14 Prozent. Wenn man also künftig von Bewegtbild im Netz spricht, wird man an dem Thema Facebook nicht vorbeikommen. Wie so oft…

3. Die trendigste Kombination: mobil, sozial, kurz

twittervideo

Dass Videos im Netz mit dem klassischen TV-Beitrag nur noch sehr wenig gemeinsam haben – der Trend war schon seit Jahren absehbar. Inzwischen aber haben Videos eine völlig neue Bedeutung bekommen: Sie funktionieren auch als kleine Partikel. Als kurze Sequenzen mitten aus dem Leben. Als 30-Sekünder, die etwas erklären oder exemplarisch für etwas sehen. Oder auch einfach nur lustig sind. Wichtig: Man muss sie schnell konsumieren und verstehen können. Diese Anforderung ergibt sich schon aus der typischen Nutzungssituation, in der solche Clips zunehmend konsumiert werden. Sie laufen in sozialen Netzwerken, vor allem Twitter und Instagram setzen auf die ganz kurze Form und lassen maximale Längen von 30 bzw, 15 Sekunden zu. Klar, dass man in diesen Zeiträumen keine echten bzw. konventionellen Journalismus machen kann. Aber was dann? Darüber werden Journalisten in nächster Zeit verstärkt nachdenken müssen. Und das betrifft keineswegs nur die Kollegen vom Fernsehen. Der Umgang mit Bewegbild, das zeigt auch dieses kleine Trend, gehört zu dem, was Journalisten im digitalen Zeitalter unbedingt können müssen.

4. Die Zukunft des Webvideos ist mobil

Die Welt - ein Smartphone...(Foto: Jakubetz)

Bewegbild – das hieß einmal: Sehr viel sehr schweres Gerät, aufwendige und teure Produktion, vergleichsweise viele Menschen arbeiten an einem Produkt, das gemessen am Aufwand eher klein ausfällt. Die Zeiten sind vorbei. Mindestens genauso wichtig wie klassisches Fernsehen sind für Journalisten mobile Beiträge geworden. Mobil – auf beiden Seiten: mobil produziert und zumindest potenziell auch mobil genutzt. Die Produktion ist mit einem Smartphone, einer App und einem kleinen Equipment einfach zu bewerkstelligen. Mobile Videos werden also Alltag. Sowohl für Journalisten als auch für die Nutzer.

5. Der Videokanal ist der neue Videopodcast

videokanal

Redaktionen, aber auch einzelne Journalisten können inzwischen ganz leicht zu regelrechten Sendern werden – mit einem eigenen Videokanal (bei Youtube, aber auch bei anderen). Bei den Zahlen der ARD-ZDF-Onlinestudie fällt das besonders auf: In den Jahren zuvor wurde die Nutzung von solcher senderartigen Kanälen noch gar nicht erhoben. Jetzt sind es immerhin schon 6 Prozent im Gesamtpublikum, die solche Kanäle täglich nutzen. Und fast ein Viertel der Onliner sagt von sich, Videokanäle wenigstens gelegentlich zu nutzen. Der Videopodcast hingegen führt nur noch ein Nischendasein.

Wie Redaktionen journalistische Beiträge im Netz machen

Über journalistische Webvideos – Teil 1/2 (ABZV Videoreporter Folge #15) from ABZV on Vimeo.

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