Medienwandel 16. Juni 2015

Für Online alleine will fast keiner zahlen

by Christian Jakubetz

Zahlen für journalistische Inhalte? Nach wie vor gibt es kaum ein Thema, an dem sich die Gemüter derart erhitzen. Die einen sehen darin nach wie vor das Allheilmittel zur Rettung des bedrohten Journalismus, andere hingegen  seinen Sargnagel. Eine neue umfangreiche Studie zeigt jetzt: Dass die Menschen für reine Online-News bezahlen, bleibt weiterhin eine Ausnahme.

Zahlen für Journalismus im Netz? Für die allermeisten User immer noch eine eher ungewöhnliche Vorstellung. (Foto: Jakubetz)
Zahlen für Journalismus im Netz? Für die allermeisten User immer noch eine eher ungewöhnliche Vorstellung. (Foto: Jakubetz)

Und das ist keineswegs ein rein deutsches Phänomen. Der „Digital News Report“ des „Reuters Institute“ zeigt sehr deutlich, wie weit man in Europa von dem Gedanken entfernt ist, dass das Bezahlen für Online-News eigentlich eine Selbstverständlichkeit sei. Im Gegenteil: Die Minderheit, die dies im Jahr 2014 getan hat, ist so gering, dass sie in einigen Ländern nicht mal 10 Prozent der User ausmachen. Deutschland gehört zu diesen Ländern.

Der „News Report“ ist bei diesem Thema aus zwei Gründen so Interessant. Zum einen, weil er eben Trends aus der ganzen Welt abbildet. Und zum anderen, weil er nicht danach fragt, ob man es sich vorstellen könnte, für Online-News zu zahlen – sondern ob man es tatsächlich auch gemacht hat. Schließlich liegt zwischen der Aussage, sich etwas vorstellen zu können und der Umsetzung in der Praxis dann doch noch mal ein erheblicher Unterschied.

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Die Zahlen zeige jedenfalls eines ganz deutlich: So lange man von ausschließlich digitalen Inhalten redet, ist der Gedanke, dass man dafür auch etwas bezahlen soll, bei der überwältigenden Mehrheit der User nicht angekommen. In Deutschland haben dies im zurückliegenden Jahr demnach gerade mal 7 Prozent der User gemacht. Deutschland liegt damit von den erfassten Ländern auf dem drittletzten Platz. Sehr viel mehr Hoffnung machen allerdings auch die beiden Spitzenreiter Dänemark und Finnland nicht: Dort betrug der Anteil derer, die in den letzten 12 Monaten schon mal für Online-News bezahlt haben, auch nur 13 bzw. 14 Prozent. Ebenso ernüchtern der Blick auf andere Kontinente: In den USA bzw. in Australien liegen die Zahlen bei jeweils 11 Prozent. Über die Gründe dafür ließe sich natürlich streiten, sicher aber ist: Reine Online-News gegen Bares zu verkaufen bleibt bis auf Weiteres ein Minderheiten-Geschäft.

Gefragt: Die Kombination aus analog und digital

Allerdings muss man bei dieser Debatte dennoch unterscheiden. In dem Moment, in dem ein analoges Gut hinzukommt, steigt die Bereitschaft zu bezahlen ganz enorm an. Fügt man nämlich bei der Frage nach dem Bezahlen die Option an, ob der User für eine Kombination aus Print- und Digitalabo bezahlt haben, steigt die Quote sofort auf 60 Prozent in Deutschland an. Das ist zwar gemessen an anderen Nationen noch kein Spitzenwert, aber dennoch spürbar höher. Auch diese Zahl lässt sich vermutlich in viele Richtungen interpretieren, sicher aber scheint zu sein: Wenn die Kunden das Produkt anfassen können, steigt die Zahlungsbereitschaft sofort an.

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Mehr als fraglich ist es diesen Zahlen zufolge, ob es zwischen der Zahlungsbereitschaft für Online-News und den Ausgaben für Zeitungen einen Zusammenhang gibt. Blickt man auf Dänemark, könnte man das meinen. Dort nämlich, wo vergleichsweise viel Geld für Online ausgegeben wird, ist gleichzeitig die Zahl der zahlenden Zeitungsleser so gering wie sonst nirgends in den untersuchten Ländern. Anders in Finnland. Dort ist die Zahl der zahlenden Zeitungsleser fast genau so hoch wie in Deutschland, obwohl Finnland gemeinsam mit Dänemark an der Spitze der Länder mir den höchsten Ausgaben für Online-News steht.

 

 

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