Welchen Nutzen sollen Redaktionen nochmal genau von Twitter haben? Die Frage stellen sich viele – eine Antwort darauf könnte lauten: Sie bekommen Traffic, Aufmerksamkeit, Besucher aus diesem sozialen Netz. Immerhin 34 Prozent aller deutschsprachigen Tweets verweisen nämlich auf klassische redaktionelle Inhalte. Im Mittelpunkt: Nachrichten.

Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der Universität Wien gekommen. Diese Tweets stammen also nicht von den Redaktionen, die auf ihre Inhalte aufmerksam machen wollen. Sondern von Nutzern, die mit einem Tweet einen Inhalt ihren Followern nahelegen wollen. Was umgekehrt aber auch bedeutet: Je einfacher man es dem Nutzer macht, einen Inhalt bei Twitter zu teilen, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass er es mit einem simplen Mausklick auch tun wird. Ein Twitter-Button unter einer Geschichte ist also demnach alles andere als eine Fehlinvestition.
Erst Twitter, dann Tagesschau. Die Schnelligkeit und die Präzision des 140-Zeichen-Dienstes sorgen dafür, dass in Digitalen immer öfter Twitter als erster und schneller Distributionskanal verwendet wird. Nicht weil die Redaktionen das unbedingt so wollen, sondern weil die Nutzer das einfach so machen. In Zahlen: Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Tweets verweisen auf Nachrichten, wobei hier Hard News (wie Politik, Wirtschaft oder Katastrophen) mit 19 Prozent an erster Stelle liegen, gefolgt von Soft News (wie Kultur, Lifestyle oder Sport) mit 16 Prozent und spezifische News (Fach- und/oder Interessensgruppen) mit ebenfalls 16 Prozent. Immerhin 23 Prozent verweisen auf Werbung. Es folgen 13 Prozent, die dem Bereich Unterhaltung und 12 Prozent, die der privaten Kommunikation zugeordnet werden können.
Weitere Ergebnisse aus der Studie:
- 7 Prozent der deutschsprachigen Tweets stammen von als Individuen auftretenden Nutzer/innen, davon sind zwei Drittel Männer
- 34 Prozent der Links aus Tweets führen zu redaktionellen Medien, 28% zu Unternehmen / Organisationen
- Die Hälfte aller Links aus Tweets sind als Nachrichten zu werten, knapp ein Viertel als Werbung / Produktinformation
- Twitter für Self-Promotion: Bei 28 Prozent sind Twitter-Nutzer/in und Produzent/in des verlinkten Medieninhaltes ident
- Bei 58Prozent wird der Titel des Medieninhaltes übernommen
- Links werden zu 55 Prozent von individuellen Kommentaren begleitet; diese sind bei 27 Prozent wertend mit Bezug auf den Inhalt und haben bei 18Prozent einen persönlichen Bezug
Und währenddessen ein Beispiel:
Eilmeldung! #Dachau: Angeklagter erschießt Staatsanwalt im Gericht. Quelle: dpa
https://twitter.com/#!/BR_Rundschau/status/157129774127517698
Ich schau, was BR, Tagesschau und SpOn machen.
Zuerst Spon: Angeklagter erschießt Staatsanwalt im Gerichtssaal
Ein Angeklagter hat während eines Prozesses am Dachauer Amtsgericht einen Staatsanwalt erschossen. Dies teilte das Justizministerium in München mit.
Dann der BR: Staatsanwalt im Gerichtssaal niedergeschossen
Ein Staatsanwalt ist am Dachauer Amtsgericht niedergeschossen worden. Nach ersten Informationen fiel der Schuss während einer Verhandlung. Der Täter konnte überwältigt werden. Der Staatsanwalt kam verletzt ins Krankenhaus.
Tagesschau.de hat keine Eilmeldung.
Und nochmal Twitter:
#Dachau: Todesschüsse im Gerichtssaal. Vermutlich Unterhaltsstreit. Mehr dazu in der Rundschau um 18.45.
https://twitter.com/#!/BR_Rundschau/status/157136001301610497
Passend zum Thema gibt es im Datablog des Guardian eine hübsche Visualisierung, welche britischen Nachrichtensender wieviel wozu twittern:
http://m.guardian.co.uk/news/datablog/2011/apr/08/twitter-journalists-tweets?cat=news&type=article
Es sind 27 Prozent der deutschsprachigen Tweets. Nicht 7.