Webvideos 12. Januar 2012

Webvideo-Blattkritik: Bruno sieht rot

by Videopunk

Auftakt zur neuen Serie auf Universal-Code: In Zusammenarbeit mit der European Web Video Academy beleuchten wir deutsche Webvideos – und was dahinter steckt. Den Anfang macht ein Videoprojekt bei Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten: „Bruno sieht rot“ heißt die Videokolumne von Bruno Stickroth zum Schwabenexpress. Markus Hündgen hat sie sich angesehen.

 

Kurzes Urteil: Ein Format mit viel Potenzial auf lokaler Ebene – leider noch mit ein paar Schwächen. Der Vorspann ist mit nahezu 11 Sekunden an der Schmerzgrenze – und nervt Fans der Video-Serie spätestens beim dritten Zuschauen. Den „schönen Bruno“ muss man mögen – oder auch hassen. Beides ist nicht schlecht für ein Webvideo. Die Länge hat ihre Längen – viele der aufbauenden Shots könnten im Schnittraum bleiben, generell würde etwas mehr Tempo nicht schaden. Was dem Format aber komplett fehlt, ist die Interaktion mit den Zuschauern. Nirgendwo wird der Zuschauer angesprochen, zum Kommentieren aufgefordert, gar als Fragesteller in die Serie eingebunden. Man hat das Gefühl, Bruno werkelt mit angezogener Handbremse vor der Kamera. Lasst ihn von den Fesseln.

Was halten Sie/Ihr von der Serie? Meinungen bitte in die Kommentare unten.

 

 

Henrik Lerch
Henrik Lerch

Die Video-Serie ist das Baby von Henrik Lerch, Redakteur beim Online-Dienstleister Stuttgart Internet Regional, der u.a. die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten beliefert. Im kurzen Interview erklärt er uns, was es mit der Serie auf sich hat.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem „schönen Bruno“?

Als am 12. Dezember 2010 Bruno Labbadia – der gemeinhin als schöner Bruno gilt, also als ein Trainer, der viel Wert auf sein Äußeres legt und sich immer schick kleidet – neuer Trainer beim VfB Stuttgart wurde, habe ich (ein Interview mit dem eigentlichen schönen Bruno in der Stadt gemacht: Bruno Stickroth. Der ist 74 Jahre alt, war früher Model, Gewichtheber, Frisör, Schauspieler, Sänger undundund, heute singt er gelegentlich noch. Er ist ein Stuttgarter Original, ist hier geboren, die meisten Stuttgarter kennen ihn. Auch weil er regelmäßig in der Stadt unterwegs ist. Und da er immer braun gebrannt ist, übersieht man ihn nicht. Sein Sohn Thomas Stickroth war zudem früher Bundesligaprofi (u.a. VfL Bochum, Uerdingen, Saarbrücken), in der Jugend hat er beim VfB Stuttgart gespielt, dadurch hat auch Bruno ein paar Kontakte in der Szene.

Hier mein damaliges Interview mit Bruno Stickroth über Bruno Labbadia. Nach dem Interview habe ich mit meinem Chef, SIR-Redaktionsleiter Achim Helbig, regelmäßig über die „Rampensau“ Bruno Stickroth gesprochen, wir haben ein wenig herumgesponnen und über die Idee einer Videoserie mit Bruno nachgedacht. Achim hatte die Idee einer augenzwinkernden Videoserie zum VfB schon etwas länger.

Unsere Gedanken/Ideen/Pläne wurden immer konkreter und dann habe ich im Juni 2011 bei Bruno Stickroth angerufen, ob er bereit wäre, als Moderator und Gastgeber der Serie mitzumachen. Und auch mit dem Videoteam – die Stuttgarter „Projektagentur Kniff“ – haben wir uns dann getroffen, auch sie fanden die Idee hervorragend. Also haben wir Ende Juli 2011 eine erste Folge (Vorstellung von Bruno und der Serie) beim VfB Stuttgart gedreht.

Die grundsätzliche Idee ist die: Mit dieser Serie möchten wir ein kurzweiliges Videoformat bei stuttgarter-zeitung.de und stuttgarter-nachrichten.de etablieren, der VfB ist – neben Stuttgart 21 – das Thema in der Stadt. Unsere Serie liefert keinen eintönigen und rein sachlichen Stammtisch-Talk auf zwei Stühlen in irgendeinem faden Studio – wir laden regelmäßig mehr oder weniger bekannte Gäste zu Bruno in die Sendung ein, mit denen wir uns an unterschiedlichen Locations in Stuttgart treffen und launig plaudern. Auf diese Art zeigen wir den Zuschauern die vielen Facetten die Stadt, auf Termine können wir so auch reagieren: z.B die Wiedereröffnung der Eishalle in Stuttgart-Degerloch mit Oberbürgermeister Wolfgang Schuster, die Eröffnung der heftig diskutierten Stadtbibliothek am Hauptbahnhof oder der Weihnachtsmarkt in der City. Wir waren etwa auch schon in der Wilhelma (Stuttgarts Zoo), im Mercedes-Benz-Museum, auf dem Fernsehturm, auf der Königstraße in der Innenstadt, am Flughafen und auf dem Cannstatter Wasen. Es entwickelt sich jedes Mal eine andere Gesprächsatmosphäre – hier eine Auswahl der Promis, die wir bislang zu Bruno vor die Kamera bekommen haben: VfB-Sportdirektor Fredi Bobic, VfB-Stürmer Martin Harnik, VfB-Präsident Gerd Mäuser, Stuttgarts Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster, Ex-VfB- und –Nationalspieler Maurizio Gaudino (heute Spielerberater), Ex-VfB- und -Nationalspieler Andreas Hinkel (heute SC Freiburg), Model Mia Gray (Playboy-Playmate des Jahres 2009 in Deutschland), Ex-VfB-Trainer Jürgen Sundermann, Ex-VfB-Spieler Manfred Kastl, Ex-VfB-Spieler Buffy Ettmayer, Ex-VfB-Spieler Herbert Briem (heute Spielerberater), Karrierecoach Holger Fischer.

Welcher Aufwand steckt hinter jeder Folge?

Wir produzieren in den Fußball-Bundesliga-Wochen jeweils eine Folge, sprich: Spielt der VfB am Wochenende, veröffentlichen wir immer den Mittwochvormittag davor eine neue Folge. Wir treffen uns dazu meist am Dienstag (je nach Terminlage auch schon mal Montag oder Sonntag) und drehen zirka 2,5 bis 3 Stunden. Das Filmen, Schneiden, Produzieren macht die Projektagentur Kniff, die sind dann am Dienstagabend einige Stunden damit beschäftigt.

Ich sorge drumherum für die redaktionelle Organisation: Ich organisiere die o.g. Gesprächspartner, halte Kontakt zu allen, versuche die Termine (Promi, Bruno, Videoteam) zu händeln, schreibe ein Minidrehbuch für jede Folge und vor Ort sorge ich dafür, dass Bruno, der Promi und das Videoteam in Ruhe drehen und arbeiten können. Ich unterbreche aber auch, wenn mir ein Dialog oder ein Gespräch nicht ganz gefällt. Bei mir laufen quasi die Fäden zusammen. Von Redaktionsleiter Achim Helbig habe ich wunderbarerweise freie Hand bekommen.

Wie wird die Serie crossmedial gespielt?

Wir haben für Bruno eine Homepage gemacht, über die man auf den Youtube-Kanal, sowie auf eine StZ-Übersichtsseite und eine StN-Übersichtsseite gelangt. Dort sind alle Folgen der Serie zu sehen.

Zudem poste ich bei Google+ in Brunos Namen, was ein großer Spaß ist, aufgrund der dürftigen Resonanz (generell G+ und auch dieser Account) aber bislang offenbar nicht so sehr viel bringt. Über einen Facebook-Account haben wir lange und oft nachgedacht, es aber (noch) nicht gewagt. Wir glauben, dass die Anhängerschaft noch nicht so groß ist, dass dort regelmäßig gute Dialoge laufen würden.

Die Bruno-Folgen werden zudem auch immer im VfB-Forum der StZ & StN rege kommentiert. Ich halte da Kontakt zu den Usern/Fans-
Und klar, im Print, also den Mittwochsausgaben von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten, wird jede Woche auf die neue Folge mit Link hingewiesen. Ein StN-Kollege kam mal mit mir zum Dreh und hat eine größere Geschichte über Bruno Stickroth und die Videoserie geschrieben.

 Wie wird die Serie von den Lesern/Nutzern angenommen?

Bei den Dreharbeiten in Stuttgart erleben wir oft, dass wir alle oder auch Bruno persönlich auf die Serie angesprochen werden. Das ist dann immer positiv – negative Kommentare gibt es dann leider unter Nicknames im Forum von StZ & StN, sowie manchmal auch bei Facebook. Natürlich hätten wir gerne, dass die Serie allen gefällt, finden den Status quo aber auch schon gut: Die Serie ist in Stuttgart bekannt und wird diskutiert. Wir bekommen Mails und Reaktionen, auch im kritischen Forum wird bei einer Fußball-Länderspielpause (dann produzieren wir keinen Bruno) schon nachgefragt, wann denn endlich die neue Folge kommt.

Wir haben also unter den VfB-Fans inzwischen zahlreiche feste „Bruno-Fans“, auch die Abrufzahlen der Videos (bei StZ/STN und Youtube) sind nach der überraschenden Anfangseuphorie erfreulicherweise stabil geblieben. In den Top 10 der meistgeklickten Videos von stuttgarter-zeitung.de und stuttgarter-nachrichten.de seit Juli 2011 sind fünf (!) Bruno-Folgen.

 Kleine Anekdote auf Lager?

Das Schönste war bislang wohl dies hier:

Aus Anlass des DFB-Länderspiels gegen Brasilien in Stuttgart Mitte August haben wir bei der DFB-Pressekonferenz im Mercedes-Benz-Museum gedreht. Vorher sagte mir Bruno Stickroth, dass er Bundestrainer Jogi Löw noch von früher kenne, er wäre früher öfter bei den Löws daheim gewesen, um ihm die Haare zu schneiden. Das muss Mitte der 80er gewesen sein. Löw hat nämlich zusammen mit Brunos Sohn Thomas beim SC Freiburg in der 2. Liga gespielt.

„Der Jogi wird mich wiedererkennen. Er kennt mich doch“, sagte Bruno zu mir. Naja, ich kannte Mitte August Bruno Stickroth ja noch nicht so lange und so gut und wusste nicht so recht, ob ich das alles zu 100 Prozent glauben kann.
Und dann nimmt sich im hektischen Medientrubel im Mercedes-Museum der Jogi Löw tatsächlich die Zeit, kommt plötzlich von sich aus auf Bruno Stickroth zu, reicht ihm grinsend die Hand, sagt „Mensch Bruno, wir haben uns ja lange nicht gesehen. Wie geht’s Dir?“ und redet ein paar freundliche Sätze mit ihm. Wir haben das zum Teil mitfilmen können. Und ich hab mir gedacht: Wir haben den Bundestrainer – was soll jetzt noch kommen?

Haben auch Sie/Ihr ein Videoformat auf Lager, dass wir uns anschauen sollen? Dann her damit! Schicken Sie uns eine E-Mail an: videokritik@ universal-code. de

 

Die „Webvideo-Blattkritik“ entsteht in Zusammenarbeit mit der European Web Video Academy, die u.a. den Deutschen Webvideopreis veranstaltet.

 

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