Zugegeben, die folgende Erkenntnis klingt auf den ersten Blick nicht gerade atemberaubend neu: Das Netz wird multimedialer. Die Nutzung von Audio, Video, von Musik, Radio, Filmen und kleinen Minischnipseln st so selbstverständlich geworden, dass man es auf den ersten Blick kaum mehr einer Erwähnung wert hält. Medien 2018: So viel Multimedia war nie!

Trotzdem lohnt sich ein genauer Blick auf die einzelnen Genres. Weil die Entwicklung am Ende doch zu komplex ist, als dass man es bei einer banalen Aussage wie „Immer mehr Multimedia“ belassen könnte. (Die Zahlen basieren auf den Ergebnissen der aktuellen ARD-ZDF-Onlinestudie).
Multimedia: Sehen schlägt lesen und hören
Wer es nicht glauben wollte, hat hier den endgültigen und definitiven Beweis: Im Netz vollzieht sich gerade eine ähnliche Entwicklung wie in den analogen Medien viele Jahrzehnte davor. Das heißt: Bewegtbild ist zur beliebtesten Darstellungsform geworden. Ohne Video geht im Netz nichts mehr. Ganz egal, wohin man schaut. Streamingdienste machen dem konventionellen Fernsehen zu schaffen. Kein Nachrichten-Portal kommt mehr ohne Videos aus. YouTube ist zur zweitgrößten Suchmaschine der Welt geworden. Videos sind der Treibstoff von sozialen Netzwerken.

Interessant dabei ist vor allem der tiefe Graben, der sich zwischen jungen und älteren Nutzern auftut. Während die Generation 30plus immer noch eine eher konventionelle Nutzung von digitalen Medien aufweist, gehen die Video-Zahlen beim Publikum zwischen 14 und 29 explosionsartig nach oben. Und dort wiederum – auch das ein Paradigmenwechsel – vor allem über die Social-Media-Kanäle. Es ist also demnach keine allzu gewagte Behauptung, wenn man feststellt, dass der Dreiklang des jungen Publikums Video – Social Media – Mobile lautet. Anders gesagt: Wer diese drei Komponenten nicht zum festen Bestandteil einer Medien- und Kommunikations-Strategie hat, bekommt eher früher als später eine echtes Problem.

Die Nutzungszahlen dieses jungen Publikums in den eher dem Netz zuzuschreibenden Kanälen (Streaming, Social Media) sind durch die Bank doppelt so hoch wie im Gesamt-Publikum. Das Thema Bewegtbild wird sich also in den kommenden Jahren ganz massiv in diese Richtung verschieben.
Insgesamt kommt das Netz inzwischen auf eine tägliche mediale Nutzung von 82 Minuten.
Podcasts: Die Boom-Nische
We so oft im Netz: Irgendwann mal wird ein Thema derart gehypt, dass eine Einschätzung des tatsächlichen Stellenwerts schwer fällt. So ist das mittlerweile auch bei Podcasts. Die einen halten sie für das wichtigste Medium der Welt, alle anderen fragen sich: Was genau sind Podcast eigentlich?
Die Zahlen der ARD-ZDF-Onlinestudie sprechen eine ziemlich eindeutige Sprache. Podcasts sind immer noch ein Minderheiten-Medium. Zumindest dann, wenn man das Gesamt-Publikum als Maßstab nimmt. Und nicht nur das: Gemessen an der Vorjahresstudie ist die Zahl der Nutzer sogar leicht zurückgegangen. Statt vier sind es nur noch drei Prozent Podcast-Hörer. Und ja, auch die Zahl der jungen Hörer macht aus Podcast noch kein Massenmedium.
Indes: Die Idee des Podcast-Hypes ist ein bisschen vergleichbar mit dem Phänomen Twitter. Nach wie vor ist Twitter, was die Zahl der Gesamt-User angeht, eher ein Nischenkanal. Trotzdem weiß man auf der anderen Seite aber auch, dass Twitter ein sehr loyales und vor allem aktives Publikum anzieht.
Ähnlich könnte es auch mit Podcasts sein: Kein Medium für die ganz große Masse, aber die, die es nutzen, lieben es. Und hören vor allem konstant und genau hin. Das kann ja auf seine Art genauso wertvoll sein wie die große Masse, die das Radio anzieht. Das sind zwar sehr viel mehr. Aber dafür werden die allermeisten Radios ja eher oberflächlich gehört. Podcast hört man ganz sicher nicht oberflächlich.
Social Media: Der große Sieger Instagram
Über soziale Netzwerke debattiert man ja gerne in Onliner-Kreisen. Dabei hat sich in der aktuellen Studie nur eines richtig deutlich herauskristallisiert: Instagram wird zunehmend mehr zum Social-Media-Mainstream. Beim jüngerem Publikum (14-29) ist Instagram schon jetzt mit der Kontern-Mutter in etwa gleichauf. Bei den 14-19jährigen ist Instagram sogar schon die Nummer eins, Facebook wird dort inzwischen auch von Snapchat überholt.
Vor allem Snapchat steht sinnbildlich für den Graben, der sich inzwischen auch durch die Welt der Communities zieht: Bei den jüngeren Nutzern ist Snapchat inzwischen unverzichtbar, bei den Menschen ab 30 hingegen wird die App mit zunehmenden Alter immer unwichtiger. Die genauen Zahlen zeigen, wie rasant das geht: Bei den 14-29jährigen nutzen noch 36 Prozent Snapchat wenigstens wöchentlich, beim Publikum ab 30 sinkt die Nutzung auf frappierende 2 (in Worten: zwei!) Prozent. Die oft vermutete Theorie, dass Snapchat ein Schulhof-Medium ist, wird hier eindrucksvoll belegt.
Und Facebook selbst? Leichte Rückgänge im Gesamtpublikum, bei den Jüngeren aber dann doch noch deutlich besser vertreten, als man das eigentlich vermuten könnte. Immerhin kommt Facebook selbst bei den 14-19jährigen auf eine Quote von 50 Prozent, die angegeben, das Netzwerk wenigstens wöchentlich zu nutzen.