Medienwandel 8. Juni 2017

Wie analog dem Ende entgegen geht

by Christian Jakubetz

Wie analoge Medien allmählich dem Ende entgegen gehen und warum Digital trotzdem nicht immer besser sein muss: Ein paar Lesetipps zum Thema…

Medien und Journalisten in Deutschland sind gar nicht so unzufrieden mit sich selbst. Wenn man sich so umhört: Wir sind auf einem guten Weg, ist eine der meist gehörten Aussagen. Eine, von der der Berliner Journalist Lorenz Matzat nicht sehr viel hält: Seit nunmehr zwei Jahren herrsche in Deutschland weitgehend Stillstand, konstatiert Matzat (einer der Autoren des ursprünglichen Universalcode übrigens; die aktuelle Ausgabe Universalcode 2020 gibt es u.a. hier). Sein Resümee: „2017 gilt es als innovativ, wenn man investigative Recherche betreibt, für Teile seiner Inhalte online ein Login oder sogar Geld verlangt sowie Newsletter für bestimmte Regionen seines Verbreitungsgebiet anbietet. Formate also, die vor vielen, vielen Jahren entwickelt wurden. Blind hechelt man Fake-News-Hypes hinterher, breitet sich darüber aus, wie geil wichtig man sich als Journalist fühlt und überhäuft sich gegenseitig mit Preisen. Die scheinbar einzige Frage lautet, wie der eigene vermeintliche Qualitätsjournalismus zu monetarisieren sei. Leiser Zweifel, ob man überhaupt noch etwas Monetarisierungwürdiges anbietet, ist wenig bis nicht zu hören. Dafür aber um so mehr davon, wie erhaltenswürdig man als »Vierte Gewalt« doch für die Gesellschaft sei.“

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analog

Dabei wird der Druck auf etablierte Medien, speziell aus der Kategorie Print, von Jahr zu Jahr immer größer. Beim Niemand Lab haben sie jetzt nochmal zwei Charts miteinander verglichen. Der ursprüngliche stammt aus dem Jahr 2011 und gab Auskunft darüber, wie viel Zeit die Amerikaner mit Printmedien verbringen – und wie groß ihr Anteil am Werbemarkt ist. Die Zahlen waren schon 2011 nicht gerade gut – aber wenn man sich anschaut, dass der Anteil am Zeitbudget inzwischen nur noch vier Prozent beträgt, dann gibt das nicht mehr zu allzu vielen Hoffnungen Anlass…

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Überraschenderweise hat in dieser neuen Medienwelt das schon des Öfteren totgesagte Twitter wieder eine wichtige Rolle eingenommen. Was auch damit zusammenhängt, dass Donald Trump den Dienst gekapert und zu seinem bevorzugten Kanal gemacht hat. Twitter, schreibt die New York Times, ist allerdings inzwischen auch ein Kanal geworden, in dem Unsinn jeder Art umkommentiert und ungefiltert verbreiten werden kann, wenn man es denn nur „richtig“ anstellt: „But the biggest problem with Twitter’s place in the news is its role in the production and dissemination of propaganda and misinformation. It keeps pushing conspiracy theories — and because lots of people in the media, not to mention many news consumers, don’t quite understand how it works, the precise mechanism is worth digging into.“ Eine genaue Beschreibung der Twitter-Funktionsweisen: hier.

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