Digitales Leben, Software 17. Mai 2017

Trint: Wie aus dem Audio ein Text wird

by Christian Jakubetz

Aus einem langen Audio/Video-Interview eine Textfassung machen: Für die meisten Journalisten gehört das zu den Aufgaben, die so angenehm wie Arbeiten in einem Steinbruch sind. Eine neue Software macht das Leben jetzt deutlich leichter, seit es auch eine Betaversion für deutsche Texte gibt. Im Test: Trint.

Wie funktioniert Trint?

Ganz simpel: Man nimmt eine Audio-Datei in irgendeinem halbwegs gängigen Format, lädt sie zu seinem Benutzerkonto auf den Server von Trint hoch – und wartet. Eine vergleichsweise kurze Zeit, die davon abhängig ist, wie lang das Audio ist. In meinem Test ging es um ein 12-Minuten-Gespräch, das nach rund 10 Minuten fertig war. Es gab leise Hintergrundgeräusche, was natürlich nicht ideal ist. In diesem Fall aber hat es das Ergebnis nicht weiter beeinträchtigt.

Wenn es stärkere Hintergrundgeräusche gibt, sind natürlich Fehler unvermeidbar. Trinkt warnt zudem ausdrücklich davor, es mit Dateien zu versuchen, die beispielsweise mit Skype oder Google Hangout aufgenommen worden sind. HD-Mikro muss auf der anderen Seite aber natürlich auch nicht sein. Eine halbwegs ruhige Aufnahme mit einem Smartphone-Mikro sollte ausreichen.

Natürlich kann Trint keine Satzzeichen. Die muss man dann schon selbst eingeben, wenn man das Transkript tatsächlich veröffentlichen will. Aber lesefertige Texte müssen im Regelfall ohnehin nochmals redigiert werden, weil es kaum jemanden gibt, der sofort druckreif spricht. Schon gleich gar nicht in Live-Situationen (zum Vergleich: das oben eingebettete Gespräch mit Karsten Lohmeyer sieht in der schriftlichen Version dann doch nochmal anders aus.)

Wenn man also das Audio hochgeladen hat, bekommt man eine schriftliche Version, die man im Browser nochmal bearbeiten kann. Praktisch dabei: Das Audio steht dabei quasi gekoppelt zur Verfügung. Das heißt, man kann auf einer Seite sowohl den Text lesen als auch die Textpassage nochmal abhören. Das alles sieht dann in etwa so aus:

Trint
Auszug aus einem mit Trint erstellten Transkript.

 

Wie man sieht: Naturgemäß sind auch alle Füllwörter, die man während eines Interviews benutzt, mit im Manuskript. Und ab und an schleichen sich auch kleine Fehler ein. Trotzdem ist die Transkription erstaunlich zuverlässig. Gemessen an der Zeit, die man bräuchte, um ein 12-Minuten-Gespräch manuell zu erfassen: ein echter Quantensprung.

Funktionieren auch Videos?

Ja, habe ich aber selbst noch nicht getestet.

Für wen ist es geeignet?

Für alle, die viele Interviews führen. Aber auch für alle, die gerne multimedial arbeiten wollen und wissen, dass es nie schaden kann, wenn man beispielsweise ein Interview sowohl als Video/Audio als auch als Textversion anbietet. Und natürlich für alle, die ein Hintergrundgespräch geführt haben und nun nicht dauernd mithilfe von Markern in einem Audio hin- und herspringen wollen. Also, kurz gesagt: Für nahezu alle, die aktiv journalistisch arbeiten.

Und die Kosten?

Gut geeignet für Journalisten, die einen solchen Dienst nicht dauert benötigen. Es gibt kein zwingendes Abo-Modell. Stattdessen zahlt man nach Stunden (ca. 16 Dollar pro Stunde) oder man kauft eine monatliche Flatrate.

Natürlich gibt es auch eine Trial-Version, in der man 30 Minuten kostenlos hochladen kann.

Daumen rauf oder runter?

Ein flexibles, zuverlässiges Programm, das noch dazu browserbasiert läuft. Und das kostenmäßig absolut in Ordnung ist. Insofern: eindeutig Daumen rauf.

 

Comments 1
  • Ich arbeite grade mit Trint – ich transskribiere Video-Interviews, die in der Regel 60 bis 80 Minuten lang sind. Mit Selbertippen wäre ich etwa gleich schnell, wenn ich mal die ganze Nachbearbeitung, Korrekturen, Satzzeichen etc zusammenrechne. Trint hat noch eine recht hohe Quote des „Danebenliegens“, also Fehlerquote. Ich verbringe etwa ein Drittel der Bearbeitungszeit allein mit sprachlichen Korrekturen, und zwar sowohl in Deutsch wie in Englisch – ohne die Interpunktion, die kommt natürlich noch extra. Außerdem verschluckt es Wörter oder Satzteile, die zum Teil den Sinn völlig entstellen, und zwar sowohl in Deutsch wie auch in Englisch. Die muß ich immer manuell nachtragen. Beim Export der Datei in ein simples Word-Format geht ab und zu Text verloren, und wenn ich die Korrekturen auf der Homepage von Trint mache, bricht die Wiedergabe nach etwa 3/4 der Datei einfach ab und läßt sich nur noch mit immer wiederholtem Schließen der Seite und erneutem Öffnen wieder starten. Das nervt ungemein. In dem Text kann man dennoch weiter arbeiten. Ab dem Zeitpunkt muß ich dann immer auf das Originalvideo zurückgreifen. Ansonsten, für kürzere Texte, ist Trint sicher ein gutes Programm.

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