Drei Tage re:publica in Berlin – klar, dass man da mit allen Geräten vor Ort ist, die man braucht, um Geschichten auf allen Kanälen erzählen zu können. Welche das sind, wie man Mobile Reporting in allen möglichen Varianten betreiben kann, von Kameras über Stromversorgung bis hin zu Apps: Hier kommt der subjektive Rundumschlag für mobile Reporting 2017.
Es klingt so einfach: Mobile Reporting macht das Journalistenleben einfacher, schneller, flexibler. Allerdings steht hinter diesem Thema natürlich mehr als einfach nur ein Handy in die Hand zu nehmen. Wer am Ende eines Arbeitstages wirklich brauchbare Ergebnisse in der Hand haben will, muss nicht nur ein paar Sachen beachten, sondern idealerweise auch ein paar Euro ausgeben.
Strom: Ladegeräte, Powerbank und mehr
Wer viel unterwegs ist, weiß das: Steckdosen in Hotels sind nicht immer sehr großzügig vorhanden. Der Anker PowerPort wird mit einem Anschluss an eine ganz normale Steckdose zum Multigerät, an das sich vier USB-Kabel (Incl. USB C) anschließen lassen. Zusätzlich lässt sich auch ein Laptop laden. Funktioniert einwandfrei, beendet die Steckdosensuche – und reduziert nebenher auch noch das Gepäck, das man mitnehmen muss. Was also im Extremfall fünf Netzstecker wären. Ladezeit ist absolut ok, man darf aber natürlich keine Wunder erwarten, wenn man tatsächlich fünf Geräte gleichzeitig andockt. Für die rp17 habe ich das Problem jetzt also gelöst, egal, was ich in meinem Hotelzimmer vorfinde. Eine Steckdose reicht, um alle Handys, das Tablet und das Macbook zu laden. (ca.55 Euro, u.a. bei Amazon).
Aber Vorsicht, das Anker-Teil ist keine Powerbank! Weswegen ich im Notfall immer auch noch eine solche Powerbank dabei habe. Selbst im digitalen Supermarkt re:publica ist das Angebot an Steckdosen überschaubar; anderswo erst recht. Keine besondere Empfehlung an dieser Stelle. Gut funktionierende Powerbanks gibt es mittlerweile schon im 10-Euro-Bereich. Persönlich habe ich allerdings immer eine mit zwei Ports dabei. Könnte daran liegen, dass ich ein kleines bisschen panisch bin, wenn es um Strom und Festplatten (dazu später noch mehr) geht. Für High-End-Fans und Menschen, denen es nicht schnell genug gehen kann, gibt es auch noch diese Quick-Charge-Powerbank. Allerdings: Preis beginnt bei 50 Euro, das muss man schon mögen.
Wem eine Geschichte wie der PowerPort zu groß, sperrig und letztlich auch zu teuer sind: Ein Vierfach-USB-Port tut´s auch. Dieses Gerät hier habe ich seit geraumer Zeit im Einsatz (vor allem dann, wenn ich mir sicher bin, dass ich wahlweise genug Ladung auf dem MacBook-Akku habe oder ganz sicher eine zweite Steckdose bekomme). Der Vorteil: kleiner, faltbar und günstiger. Besonders praktisch: ein Port verfügt über eine max. Ausgangsleistung von 2.4 A – wenns denn mal schnell gehen soll oder muss. Die Maße sind so, dass man das Ladegerät gut in einer kleinen Tasche unterbringen kann. Und nachdem ich auch zuhause meine ganzen Geräte im Dauerbetrieb habe, ist das Ding jetzt in einer Steckdose fest installiert…bis zur nächsten Reise. (ca. 17 Euro, u.a. bei Amazon).
Speichern: Cloud und Festplatten
Wie schon erwähnt, wenn es um Platz geht, bin ich übertrieben panisch. Aber es gibt kaum etwas, was mehr nervt als volle Festplatten, egal auf welchem Gerät. Und speziell dann, wenn man viel mit dem Smartphone macht, ist es nicht mehr weit bis zur Warnung, dass der Speicher fast voll ist. Ich habe meine Cloud-Lösung bei Apple auf 200 GB aufgestockt. Das ist noch nicht rasend viel, schon klar. Aber zumindest eine Lösung, wenn man Rohmaterial und Fotos vorübergehend in der Cloud ablegen will, um die Festplatte auf dem Smartphone wieder freizubekommen.
Was ich zudem nutze (als allumfassende Festplatte): Amazon Cloud. Diese Cloud ist tatsächlich eine reine externe Festplatte und mit 70 Euro im Jahr auch noch vergleichsweise teuer. Dafür ist der Platz unbeschränkt und damit ist die Geschichte dann schon wieder günstiger als bspw. Dropbox. Allerdings natürlich nur dann, wenn man tatsächlich große Datenmengen benötigt. Ich habe dort beispielsweise auch etliches an gedrehtem Rohmaterial oder O-Tönen aufgehoben. Und nur als Hinweis: Irgendwelche sensiblen Dokumente oder Daten habe ich natürlich nie in der Cloud.
Für alle Fälle (wenn ich beispielsweise mal gerade nicht zum geregelten Upload komme) habe ich immer noch eine externe Platte mit 1 TB dabei. (ca. 70 Euro, u.a. bei Amazon). Dafür habe ich aber nahezu alle Sticks aus meinem Equipment geworfen. Verliert man zu schnell und überhaupt…
Wenn´s also wirklich mal eng wird am Tag bei der rp17, dann docke ich die Festplatte ans Macbook an und am Abend kommt alles brav in die Cloud. Dort wiederum habe ich natürlich auch die Dropbox, die iCloud und Google Drive, weil damit gemeinsame Projekte gut gemacht werden können. Manchmal ein bisschen schwierig, den Überblick über die ganzen Speicher zu behalten, aber trotzdem…Platz kann man ja nie genug haben.
Kameras: Von DLSR bis Mobile
Natürlich ist es eine Binse, dass die beste Kamera immer die ist, die man dabei hat (stimmt aber dennoch). Zumal, wenn man heutzutage ein ordentliches Smartphone verwendet. Damit ist man in den meisten Fällen auf der sicheren Seite. Ich selbst verwende ein iPhone 7 und als Backup ein iPhone 6plus. Das iPhone 7 hat eine derart herausragend gute Kamera, dass man tatsächlich nicht mehr sehr viel anderes braucht. Ein paar Dinge gibt es aber dennoch, bei denen ich mein iPhone in der Tasche stecken lasse. Oder besser gesagt: stecken lassen muss.
Zum einen bei allem, was sich bewegt und vielleicht doch etwas weiter entfernt ist. Ziele in der Natur, Sport, Tiere. Für alles also, was man mit einer Standard-Brennweite nicht hinbekommt Und für alles, was man manuell einstellen will. Solche Gelegenheiten werden, zugegeben, immer seltener. Bei der re:publica beispielsweise werde ich standardmäßig mit dem iPhone arbeiten. Trotzdem schwöre ich auf meine Nikon D600 (ca 1500 Euro, ohne Objektive). Und auf das dazugehörende 300mm-Tele (ca. 300 Euro), mit dem man halt auch mal aus einer etwas ungünstigeren Position heraus noch ausgezeichnete Bilder von einer Stage bekommt. Ansonsten habe ich noch ein Weitwinkel-Zoom (ca. 155 Euro) und ein kleineres Tele mit einer Brennweite von 70-200 mm (ca. 165 mm) im Gepäck, aber da gehts dann schon in den Luxusbereich.
Grundsätzlich mache ich mit der Nikon auch sehr gerne Videos. Aber erfahrene re:publica-Besucher ahnen es: Die Zeit, um das komplette Ding samt Sennheiser-Funkstrecke um Cullmann-Reise-Stativ (ca. 50 Euro) aufzubauen, einzustöpseln und dann irgendwann zu drehen, hat man in diesem Gewühl eher selten. Von dem her wird es im täglichen rp-Einsatz dann wohl doch eher das iPhone werden.
Und dann würde ich natürlich die User gerne mal mitnehmen auf eine typische Stage, auf den Affenfelsen, das Gelände draußen – kurzum, zu allem, was die re:publica zur re:publica macht. Vor kurzem habe ich zwar mal einen Text gelesen, in dem der journalistische Wert von 360 Grad-Videos ziemlich angezweifelt wurde. Aber ich finde, alleine die Dokumentation als solches ist schon ein Wert für sich. Deswegen nehme ich meine Nikon Key Mission 360 (ca. 500 Euro) mit. Zugegeben, an der Kamera gibt es noch einiges, was man kritisieren kann (ausführlicher Test: hier). Trotzdem: Das Gerät ist handlich, leicht, passt in jede Tasche. Davon abgesehen habe ich sie auch schon zum Tauchen verwendet (ohne irgendwelche Schutz-Hüllen) und auch ansonsten ist sie vor allem für draußen gemacht. Wenn man viel auf der Welt unterwegs ist: unverzichtbar. (Ausführliche Besprechung: hier).
Ansonsten habe ich noch eine Fuji, die ebenfalls wasserdicht bis 15 Meter und auch in anderen Bereichen ziemlich stabil ist. Es gibt einfach Gelegenheiten und Gegenden in der Welt, in denen weder eine Spiegelreflex, noch eine 360 Grad-Kamera noch ein Smartphone die ideale Lösung sind. Nicht viele, zugegeben. Aber für solche Fälle habe ich mit der Fuji (ca. 185 Euro) nur gute Erfahrungen gemacht.
Mikrofone für alle Gelegenheiten
Ohne wenigstens halbwegs vernünftigen Ton sind Videos einfach nix. Selbst wenn man mittlerweile vor allem in sozialen Netzwerken viel mit Inserts und anderen Textelementen arbeitet – ein Video, in dem es rauscht und knackst, ist fast nichts mehr wert. Das Interessante daran ist, dass Smarthones inzwischen hochwertige Multimedia-Produktionsmaschinen geworden sind – nur die Mikrofone sind immer noch in einer Qualität, die hochwertige Aufnahmen nahezu unmöglich machen. Dazu kommt, dass die Situationen, in denen man dreht, ziemlich unterschiedlich sein können und deshalb auch die verschiedensten Anforderungen stellen. Welches Mikro ich eigentlich immer dabei habe: Das Zoom IQ 7. Es ist klein, kompatibel, hat eine sehr ordentliche Qualität, zwei verschiedene Aufnahmemodi (für Video und Audio) und noch ein paar andere hübsche Kleinigkeiten wie z.B. eine analoge Pegelregelung. Und mit 99 Euro ist das Mikro auch preislich absolut in Ordnung. Zoom wirbt zudem mit einer kostenlosen App, die aus dem iPhone einen Field Recorder machen soll. Aber die App ist ziemlich gewöhnungsbedürftig und außerdem erleichtert es die Produktion nicht gerade, wenn man mit etlichen verschiedenen Apps hantiert (dazu später noch mehr, wenn es um das Thema Apps geht).
Wenn man also noch einen Aufsteller für das Handy dabei hat, hat man mit dem Zoom ein sehr gutes Mikro. Den Aufsteller bzw. das Tischstativ braucht man in Gesprächssituationen, weil naturgemäß die Griffgeräusche am Smartphone ziemlich störend sind.
(Ein Beispiel für ein Interview, das ich mit dem Zoom aufgenommen habe)
Wenn man tatsächlich die klassische Interview/Reporter-Situation hat, stößt man wegen der unangenehmen Griffgeräusche mit einer solchen Lösung relativ schnell an Grenzen. Dafür empfiehlt sich ein klassisches handgehaltenes Mikro. Ich habe mir deshalb schon vor Jahren das erste iRig-Modell zugelegt, das seinen Dienst auch heute noch halbwegs ordentlich versieht. Allerdings hat das Mikro ein relativ hohes Grundrauschen und ist im Jahr 2017 auch klanglich nicht mehr unbedingt das, was allererste Wahl wäre. Wen das alles nicht stört, der ist mit dem iRig für gerade mal gute 50 Euro immer noch gut bedient. Für rund 120 Euro gibt es inzwischen auch ein Nachfolgemodell, das sich iRig Multimedia nennt und klanglich deutlich besser ist als sein Vorgänger. Kostet allerdings mit 118 Euro auch entsprechend mehr.
Und schließlich noch ein Interview, bei dem man selbst weder im Bild sein will noch die eigenen Töne mitnehmen will. Dafür eignen sich ziemlich gut Ansteckmikrofone. Das Ansteckmikro von meiner Sennheiser-Funkstrecke läuft leider auf dem iPhone nicht. Deshalb habe ich mir noch ein Sennheiser-Ansteck-Mikro für das iPhone gekauft. Es ist, wie Sennheiser eben ist. Mit 155 Euro lässt sich Sennheiser seine Qualität aber auch entsprechend bezahlen. Wer es günstiger will und bereit ist, dafür ein paar kleinere Abstriche in der Klangqualität hinzunehmen, dem sei ein Klassiker von Rode empfohlen. Ebenfalls einen Gedanken wert: das Shure MVL/A Lavalier. 59 Euro und vor allem auch deshalb für Nicht-Apple-User interessant, weil es – ebenso wie das Rode – einen ganz normalen Klinkenstecker hat. Kleiner Tipp in diesem Zusammenhang: Wer kein iPhone hat, dennoch eines der hier vorgestellten Geräte mit Lightning-Anschluss verwenden will, kann dieses Problem jederzeit mit einem entsprechenden Adapter lösen, der von Lightning auf Klinke führt.
Rucksack: Alles muss rein!
Man kann sich das ja leicht vorstellen: Wir reden zwar immer von Segnungen des Mobile Reporting – aber wenn es dann ein bisschen umfangreicher wird, dann hat man doch wieder ziemlich viel Zeug in der Tasche. Aber in welche Tasche(n) passt das? Normale Rucksäcke verbieten sich, wenn man einigermaßen empfindliche Kameras und Objektive dabei hat. Gewöhnliche Kamerarucksäcke sind prima, wenn man eine DLSR und das obligatorische Zubehör dabei hat. Aber schwierig wird es, wenn man noch ein paar Mikros, Point-and-Shoot-Kameras und womöglich noch einen Laptop oder ein größeres Tablet mitnehmen will. Ich schwöre bei solchen Anlässen (also, wenn ungefähr alles mit soll) auf einen Rucksack aus der Amazon Basics-Reihe. Da bekomme ich den ganzen Kram in vielen Fächern unter und für mein Macbook ist auch noch gut Platz. 40 Euro sind dafür ein ziemlich guter Preis – zumal auch noch ein Regenschutz mit dabei ist…
Stative
In diesen Rucksack gehören dann auch noch ein paar Stative. Die sind mittlerweile in Größenordnungen angekommen, dass man sie dort leicht unterbringt. Mein größtes Stativ mit 160 cm kommt deswegen fast gar nicht mehr zum Einsatz. Klar ist aber auch, dass man eine schwere DLSR nicht auf den Mini-Stativen für Smartphones und anderen Kleinkram unterbringt. Für solche Fälle habe ich ein Cullmann Nanomax, das in den Rucksack gut reinpasst. Und obwohl es so kompakt ist, hält es Kameras mit eine Gewicht von bis zu 2,5 Kilo. Nachdem man es dann auch noch ausgezogen auf eine Höhe von ist 90 Zentimetern bringt, kommt man damit ganz gut der die Runden, so lange man nicht gerade Interviews im Stehen drehen will.
Ein Klassiker, der immer ins Gepäck gehört: ein GorillaPod. Das Ding ist nahezu unzerstörbar, passt auch für Phablets und lässt sich an den unmöglichsten Stellen aufbauen. So klein und handlich, dass man ihn immer bei sich haben und damit auch mal ganz spontan einsetzen kann. Je nach Ausführung zwischen 25 und 50 Euro. Kleiner Tipp am Rande: Wenn mal die Halterung für das Smartphone abmontiert, hat man eine ganz normale Schraube – und kann dort, weil normgerecht, beispielsweise auch eine kleine Point-and-Shoot oder 360-Grad-Kamera montieren.
Apps
Aber was nutzen die tollste Hardware und das beste Zubehör, wenn man auf dem Smartphone nicht die passenden Apps hat? Über kaum etwas kann man soviel debattieren wie über Software – weswegen die Liste der hier aufgeführten Apps nicht den Anspruch hat, dass dort die besten für Jedermann zu finden sind. Es sind einfach nur Apps, mit denen ich aus den verschiedensten Gründen arbeite.
In letzter Zeit habe ich zudem noch vermehrt mit WeVideo und Apple Clips rumexperimentiert. Bei WeVideo überzeugt mich vor allem, dass es nicht so komplex wie beispielsweise iMovie ist, man aber dennoch gute Beiträge damit hinbekommt. Vor allem die browserbasiertes Desktop-Version ist ein wirklich gutes Zusatz-Feature. Apple Clips? Ja, ganz lustig, vor allem, wenn man Geschichten im momentan so angesagten Stories-Style erzählen will. Kann man haben, muss man aber nicht.
In diesem Beitrag finden sich eine ganze Reihe von Amazon-Affiliate-Links zu den vorgestelltden Produkten. Was aber natürlich erstens nicht bedeutet, dass ich diese Produkte aus diesem Grund empfehle. Und zweitens heißt das natürlich nicht, dass es diese Produkte nicht auch woanders gibt.
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