Bei neun der zehn größten deutschen Nachrichtenseiten dominiert inzwischen die mobile Nutzung. Kein Wunder: Das ist nur der Beginn einer Entwicklung, an deren Ende ein ganz anderes Selbstverständnis von Journalismus stehen dürfte…
Irgendetwas läuft schief, wenn sich Redaktionen heute noch nahezu ausschließlich über ihre Webseite unterhalten. Zumindest dann, wenn es um die klassische Variante dieser Seite geht. Tatsächlich nämlich führt im Jahr 2017 kein Weg mehr an der Erkenntnis vorbei: Journalismus, speziell dann, wenn es um nachrichtengetriebene Seiten geht, ist hauptsächlich eine Sache für mobile Plattformen. Und da, wenig überraschend, in erster Linie für Smartphones.
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Wirft man einen Blick auf die Verteilung der Mobilanteile bei den größten deutschen Nachrichtenseiten, dann fällt auf: Je mehr es um klassische Nachrichten geht, desto höher ist der Anteil der mobilen Nutzung. Bei Seiten, die sich auch über Hintergrundstücke, Analysen, Kommentare und zudem viele multimediale Elemente definieren, sinkt dieser Anteil. Unter Deutschlands größten Webseiten ist der Mobil-Anteil bei der „Süddeutschen Zeitung“am niedrigsten. Aber selbst da macht die mobile Nutzung nahezu die Hälfte der täglichen Visits aus (49 Prozent). Ähnlich ist die Verteilung bei „Zeit Online“ (50 Prozent) und der FAZ (51 Prozent mobile Nutzung).
Warum Mobile wichtiger als alles andere ist
Hinter diesen Statistiken steckt allerdings mehr als nur reine Zahlenspielerei. Vielmehr verdeutlichen sie, wohin die Reise in der Mediennutzung geht. Und auch das ist nicht einfach nur eine Frage des Endgeräts. Es geht stattdessen darum, wie Menschen jetzt und in Zukunft kommunizieren und Medien nutzen wollen.

Klar ist: Mobilität und Individualität hängen eng zusammen. Smartphones sind mittlerweile das, was man uns Anfang der Nuller-Jahre als PDA verkaufen wollte. Digitale und individuelle Assistenten, 24 Stunden am Tag verfügbar, immer online, ständig auf die eigenen Wünsche konfigurierbar. Ein solcher „Assistent“ ist im täglichen Leben längst zum wichtigsten Ansprechpartner geworden. Zu einem Ding, mit dem man buchstäblich morgens aufsteht und abends ins Bett geht. Nirgendwo werden Menschen verlässlicher erreicht als dort. Und nirgendwo erwarten User umgekehrt mehr en Angebot an umfassenden Nachrichten auf allen denkbaren Kanälen. Zwar zählen auch Tablets zu den mobilen Endgeräten, de facto aber spielen sie nur eine untergeordnete Rolle. Schon alleine deshalb, weil sie gar nicht so mobil sind, wie es ihr Name vorgibt.