Livestreaming, ein Algorithmus und die Stories-Funktion: Die Veränderungen bei Instagram in den letzten Monaten stehen exemplarisch für die Richtung, in die sich das (journalistische) Storytelling im sozialen Netz mittlerweile bewegt…

Ist es sehr böse, wenn man Instagram als eine Social-Media-Copycat bezeichnet? Oder zumindest als eine Plattform, die sich die besten Erfahrungen anderer zu eigen macht? Wie auch immer, zumindest eines lässt sich aktuell mal festhalten: Inspirationen von Facebook und vor allem Snapchat lassen sich nicht übersehen. Auf der anderen Seite: Storytelling im Netz folgt nun mal inzwischen ein paar Standards, die man im Repertoire haben sollte.
Instagram, das war einmal: eine Plattform für Bilder. Wie sie reinkamen, gingen sie auch wieder raus. Das war auch schon die ganze Geschichte. Inzwischen ist die Seite im Besitz von Facebook, nach wie vor stark expandierend – und mehr ein Lifestyle- und Geschichtentool. Vor allem drei Sachen tragen dazu bei, dass sich Instagram erheblich verändert hat…
Stories: Der Standard für Storytelling im sozialen Netz
Der Schachzug von Snapchat war zugegeben brillant: Natürlich schätzt man vor allem als Privatmensch im Netz auch eine gewisse Flüchtigkeit. Nicht alles, was man im Laufe eines Lebens von sich gibt, will man unbedingt ich Jahre später wieder im Netz entdecken. Auf der anderen Seite: Das Leben ist eben doch mehr als eine Ansammlung schnell geschossener Banalitäten. Speziell für Medienmenschen gilt das. Die Stories-Funktion ist ein schöner Kompromiss zwischen digitaler Ewigkeit und sofortigem Nirwana: Man kann vergleichsweise einfach ein paar Dinge miteinander verknüpfen, eine Geschichte erzählen – und die dann für 24 Stunden stehen lassen. Bei Snapchat hat sich das Feature schnell zu einem echten Renner entwickelt. Und auch bei Instagram hat sich die Idee, das Feature quasi unverändert zu kopieren, schnell bewährt: Die Instagram-Stories sind schnell zu einem Standard geworden.
Livestreaming: Immer und überall
Nein, erfunden hat Instagram auch das Livestreaming nicht. Wohl aber sehr erfolgreich in das eigene Angebot integriert. Die Zahl der Livestreams steigt stetig; auch Medien machen sich das Angebot zunehmend zunutze. Die Idee ist die gleiche wie bei allen anderen, die Streaming bereits integriert haben: Man kann so einfach wie technisch möglich sofort on air gehen, Freunde des Nutzers werden (falls der die Funktion erlaubt) via Pushnachricht benachrichtigt. Unterschied zu (beispielsweise) Facebook: Vorbei ist vorbei. Beendete Videos werden nicht gespeichert und können demnach von Nutzern nach Ende eines Streams nicht mehr angeschaut werden. das ist vor allem für Journalisten nachteilig, die Inhalte gerne ein wenig länger zur Verfügung stellen wollen.
Algorithmus: Nicht mehr jeder sieht alles
Im Gegensatz zu früher werden Bilder inzwischen gefiltert. Ein Algorithmus entscheidet darüber, wer was wann zu Gesicht bekommt. Zumindest den statistischen Werten zufolge war diese Entscheidung ein voller Erfolg für Instagram; die Nutzungszahlen zeigen eindeutig nach oben. Der Algorithmus funktioniert ein bisschen anders als bei Facebook. Wichtigster Unterschied: Die Beiträge werden lediglich nach vermuteter Relevanz neu sortiert. Ausgeschlossen wird kein einziger Beitrag (Details zum Newsfeed: hier.)
Möglicherweise steht die Entwicklung bei Instagram aber auch einfach nur exemplarisch für das neue Storytelling im Netz. In dem Livestreaming zumindest ein potentielles Feature sein sollte, Geschichten zumindest Rudiment zusammengetackert werden können – und in dem zunehmend mehr durch Algorithmen Populäres noch populärer gemacht wird.
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