Digitales Leben 17. November 2016

Auf ein Wort mit dem Chatbot…

by Christian Jakubetz

Willkommen bei Ihrem Chatbot! Im Gespräch mit einer Nachrichten-App, die erzählt, was es Neues auf der Welt gibt – das ist das gerade sehr angesagte Ding. In Deutschland gibt es aktuell ein vielbeachtetes Projekt mit dem schönen Namen „Resi“…

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Resi-Gründer: Martin Hoffmann. (Foto: Jakubetz)

Momentan begegnet man dem Namen Martin Hoffmann fast überall da, wo die Branche trifft (und irgendwie wenigstens ein bisschen über das Thema Zukunft spricht). Das liegt daran, dass es momentan mal wieder ein großes Buzz-Thema gibt: Conversational Journalism. Journalismus also, bei dem der Nutzer nicht einfach einen Beitrag bekommt, den er dann liest oder sieht. Stattdessen: Interaktion, Unterhaltung, Chats.

 

IMG_0335Die Idee ist nicht ganz neu. Einen Conversational Commerce beispielsweise gibt es schon länger. Wäre man böse, man würde ihn als eine verschriftlichte Form des Telefoncomputers bezeichnen: Maschine stellt Fragen, Kunde antwortet, am Ende steht die Bestellung eines Burgers mit Cola. Dieses Prinzip haben auch journalistische Apps mittlerweile adaptiert (wie Chatbot Resi genau funktioniert: hier!). Der User bekommt Themenvorschläge, immer verbunden mit einer Art Handlungsaufforderung im Sinne von: Interessiert dich das? Willst du mehr darüber wissen?

Die Stilmittel eines solchen Bots können sehr unterschiedlich sein: Texte, Bilder, Videos, Emojis. Unverkennbar ist zweierlei: Zum einen sollen die Nachrichten aussehen wie „echte“ Chats. Zum anderen orientieren sie sich formal eindeutig an einem eher jungen Publikum. Kaum anzunehmen, dass ein Tagesschau-Zuschauer etwas mit einem Emoji Anfang könnte. Vermutlich fände er es innerhalb einer seriösen Nachricht auch eher deplatziert. Aber die Zielgruppe von „Resi“ sind ja auch sehr offensichtlich nicht die Tagesschau-Zuschauer, zumindest nicht die aus dem TV. Der Chatbot richtet sich vielmehr an die Generation Smartphone.

Warum aber überhaupt eine Unterhaltung, noch dazu mit jemandem, von dem jeder halbwegs intelligente Mensch weiß, dass es sich dabei um eine Maschine handelt? Menschen könnten sich in solchen Interaktionen Dinge leichter merken, glaubt Martin Hoffmann.

Der Chatbot ist ein Zusatz-Angebot

Was ja auch keineswegs bedeuten muss, dass deswegen alle anderen Formen des Nachrichtenjournalismus hinfällig geworden sind. Natürlich würden Menschen auch weiterhin Fernsehen schauen, Radio hören oder einfach nur im Web surfen, sagt Martin Hoffmann. Chatbots sind ein Zusatzangebot, eine weitere Option – die man nutzen kann, aber nicht muss.

Eine Frage bleibt, wie immer in der aktuellen Lage des Journalismus, natürlich noch offen: Wie bekommt man das finanziert? Martin Hoffmann hat für sein Startup auch noch keine Pauschallösung, die sicheren Reichtum garantiert. Immerhin aber ein paar Ideen, Lizenzgebühren von beteiligten Publishers wären eine Möglichkeit. Und ein bisschen Zeit ist ja auch noch: Allzu viel deutschsprachige Konkurrenz hat die gute Resi bisher nicht…

(Martin Hoffmann auf Twitter folgen: @convjournalism)

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