Haben bezahlte Inhalte im Netz eine echte Zukunft? Zwei Studien kommen aktuell zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen, sind sich allerdings in einer Schussfolgerung einig…

Wenn man sich bei einem Thema der Digitalisierung so richtig streiten kann, dass bei diesem: Wie groß ist die Bereitschaft von Usern, für journalistische Inhalte zu bezahlen? Zwei aktuelle Studien kommen – wenig überraschend – zu zwei unterschiedlichen Ergebnissen. Zumindest eines aber scheint sicher: Wenn sich der typische deutsche User das Geldausgaben sparen kann, dann tut er das auch. Und, noch bedenklicher: Wenn er dann auch noch die Werbung blocken kann, dann sind erstaunlich viele User auch dazu bereit. Was in der Summe die Suche nach einem neuen digitalen Geschäftsmodell nicht eben leichter macht…
Reuters: Deutsche zahlen nur sehr ungern
Die erste dieser aktuellen Studien ist der „Digital News Report“ des Reuters Institute. Er sieht die tatsächliche Zahlungsbereitschaft der Deutschen für Digital-Inhalte im hinteren Drittel des internationalen Durchschnitts. Von 26 untersuchten Nationen kommen die Deutschen hier nur auf Platz 20. Demnach bezahlen lediglich 8 Prozent für Online-News. Dabei geben sie im Jahr durchschnittlich 36 Pfund, also umgerechnet rund 47 Euro aus.
Zudem benutzen 25 Prozent einen Adblocker (Platz 10 der untersuchten Nationen). Auffällig: Bei den unter 35Jährigen sind es sogar 39 Prozent. Das Reuters Institute konstatiert, dass die deutschen Medien erst spät damit begannen, ihre User daran zu gewöhnen, dass Inhalte auch im Netz Geld kosten. Dies ändere sich aber allmählich, wobei die Palette von Paywalls bis hin zum Micropayment reiche.
Bitkom: Deutsche zahlen mittelgern
Zu einem abweichenden Ergebnis kommt der Branchenverband Bitkom. In seiner neuesten Studie „Digitalisierung der Medien“ errechnet der Verband einen Wert von 36 Prozent von Deutschen, die im vergangenen Jahr für journalistische Inhalte im Netz bezahlt haben wollen. Das ist zwar immer noch eine Minderheit, aber eine signifikant höhere Zahl als der von Reuters errechnete Wert. Und immerhin: Im Jahr zuvor kam Bitkom noch auf eine Zahl von 31 Prozent. Woraus sich zumindest aus Sicht des Branchenverbandes die Schlussfolgerung ziehen lässt, dass die Zahlungsbereitschaft für Journalismus steige. Womit auch immer sich diese Zahlen und diese Sichtweise begründen lassen…
Zu einer ähnlichen Bewertung wie Reuters kommt Bitkom allerdings, wenn es um die bereitgestellten Zahlungsmöglichkeiten geht. Hinter einer echten Paywall stecken nur 15 Prozent der Befragten, der Großteil gibt seine Inhalte immer noch kostenlos ab. Die Schlussfolgerung ist naheliegend: Solange es immer noch eine derart große Fülle von kostenlosen Inhalten im Netz gibt, wird es enorm schwer sein, die Nutzer zum Zahlen zu bewegen.
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