Facebook ist für viele immer noch der Inbegriff von „Social Media“. Neue Zahlen allerdings zeigen: Für den Netzwerk-Riesen könnte allmählich der langsame Abstieg vom Gipfel beginnen. Vor allem die sinkende Zahl der aktiven Nutzer deutet darauf hin…
Natürlich, dieser eine, immer wieder prognostizierte Facebook-Killer ist nicht in Sicht. Und auch, wenn man bei Facebook den einen oder anderen rückläufigen oder stagnierenden Trend feststellt, es wäre immer noch jammern auf sehr hohem Niveau (wobei man bisher bei Facebook auch niemanden jammern hört). Trotzdem: Zumindest ein paar Dinge gibt es, die man in der Bewertung seiner eigenen Social-Media-Strategie im Auge behalten sollte. Vor allem wenn es um die Frage geht, ob man sich tatsächlich mit diesem starken Fokus auf Facebook konzentrieren sollte, wie das an vielen Stellen und in vielen Redaktionen immer noch der Fall ist.
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In Deutschland jedenfalls lässt sich zumindest eine Stagnation auf sehr hohem Niveau feststellen. Nach den Zahlen des „Social Media-Atlas 2015/2016“ der Hamburger Kommunikationsberatung Faktenkontor gibt es ein paar Dinge, die auf einen langsamen, aber stetigen Wandel der Social-Media-Nutzung hindeuten:
- Facebook ist in Deutschland nicht mehr das meistbenutzte soziale Netzwerk. Zumindest dann nicht, wenn man „YouTube“ auch als ein solches Netzwerk wertet.
- Die Zahl der aktiven Nutzer bei Facebook sinkt kontinuierlich und ist inzwischen so niedrig wie seit 2012 nicht mehr.
- Bei jüngeren Nutzer sind Messenger wie „WhatsApp“ oder „Snapchat“ deutlich populärer als Facebook.
Vor allem der konstante Rückgang der aktiven Nutzer sollte Facebook bedenken. Weil es möglicherweise so etwas wie einen umgekehrten Netzwerkeffekt gibt. Soll heißen: je weniger User Beiträge posten, desto uninteressanter wird das Netzwerk auch für die anderen Nutzer. Bei Facebook betrug die Zahl der aktiven Nutzer im Jahr 2015 nur noch 34 Prozent. Während 2012 noch 58 Prozent der Social-Media-Nutzer in Deutschland auf Facebook eifrig Beiträge und Kommentare verfasst und Bilder und Videos eingestellt haben, waren es 2014 schon nur noch 38 Prozent. Innerhalb von drei Jahren also ist die Zahl der überwiegend aktiven Nutzer bei Facebook um 24 Prozentpunkte zurückgegangen.
Bislang konnte Facebook diesen Rückgang durch mehr passive User ausgleichen – so genannte „Lurker“. Diese „Lauernden“ konsumieren in Web 2.0-Diensten Inhalte, steuern aber keine oder kaum eigene bei. Doch im vergangenen Jahr ist bei Facebook auch dieser Anteil gesunken: 2014 verwendeten noch 55 Prozent der Social-Media-Nutzer in Deutschland Facebook eher passiv – 2015 sind es nur noch 53 Prozent. Insgesamt nahm die Facebook-Nutzung – aktiv und passiv – damit um sechs Prozentpunkte von 93 auf 87 Prozent der Social-Media-Nutzer in Deutschland ab.
„Diese Entwicklung war absehbar“, so Dr. Roland Heintze, Social-Media-Experte beim Faktenkontor, „Soziale Netzwerke leben von den User-generierten Inhalten. Je weniger Leute ein Soziales Medium aktiv mit Leben erfüllen, umso unattraktiver wird es auch für passive Nutzer. Ich gehe davon aus, dass sich dieser Abwärtstrend bei Facebook fortsetzen wird.“