Webvideos 13. März 2015

Wenn aus „Meerkat“ auch noch Mehrwert würde…

by Christian Jakubetz

Das neue heiße Ding im Netz heißt gerade „Meerkat“. Mit der Echtzeit-Bewegtbild-App könnte sich ein Trend im digitalen Journalismus entscheidend verstärken. Vorausgesetzt, man findet demnächst auch eine echte inhaltliche Verwendung dafür.

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Trendsetter bei Echtzeotvideos: Meerkat.

 

Wer die App „Meerkat“ bereits auf dem Smartphone installiert hat, dürfte in den letzten Tagen eine ganze Menge Push-Meldungen erhalten haben. Von und über Journalisten-Kollegen, die das angesagte Teil ebenfalls installiert haben. Kein Wunder, schließlich sagt der CEO der hinter „Meerkat“ stehenden Firma selbst, man sei angetreten, um den Journalismus zu verändern. Ob es gleich so weit kommen wird, sei dahingestellt. Sicher aber ist: Das Thema Live-Streaming und Bewegtbild im Echtzeitjournalismus hat durch die neue App einen kräftigen Schub bekommen. Zwar gibt es das Thema schon länger und Apps wie beispielsweise „Bambuser“ haben auch bisher schon Livestreaming via Smartphone ermöglicht. „Meerkat“ allerdings dürfte aus einem einzigen Grund populärer als alle anderen bisherigen Apps werden: Bisher hat es noch keiner geschafft, das Streaming so derart simpel zu machen.

„Meerkat“ kommt mit zwei Buttons aus. Wer selbst einen Stream starten will, muss einen einzigen Button klicken, das war es dann auch schon. Selbst die Ankündigung, dass jetzt ein Stream beginnt, wird von der App übernommen – und zwar über den angedockten Twitteraccount (ohne Twitter kann man „Meerkat“ bisher nicht nutzen).

Das ist dann auch tatsächlich das, was dem (Echtzeit)-Journalismus eine völlig neue Dimension gibt: De facto kann jetzt jeder ohne auch nur geringstes technisches Knowhow zu haben, sich in Sekundenschnelle irgendwo auf der Welt einloggen und über etwas berichten, was gerade passiert.

Allerdings: „Meerkat“ folgt dem Snapchat-Prinzip, die Streams werden nicht gespeichert und sind danach hinterher im wahrsten Sinne des Wortes versendet. Wer also (Bewegt-) Bilder für die Ewigkeit machen will, ist mit „Meerkat“ nicht gut beraten. Trotzdem: Journalisten bekommen mit „Meerkat“ ein Tool an die Hand, das sie potenziell zur ständig sendebereiten Ein-Mann-Station macht. Und vermutlich wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis Redaktionen über den Einsatz von „Meerkat“ und anderen Tools zur Echtzeit-Berichterstattung genauso intensiv nachdenken, wie sie es momentan für die Apple Watch oder für WhatsApp tun.

Neben „Meerkat“ spielt Bewegtbild auch auf anderen Kanälen eine zunehmend wichtige Rolle. Spätestens, seit es „Vine“ gibt, ist klar: Videos müssen gar nicht die langen, säuberlich geschnittenen Beiträge sein, es reicht manchmal auch die 6-, 15- oder 30-Sekunden-Variante. 15 Sekunden-Videos gibt es bei „Instagram“, „Twitter“ hat seiner Videofunktion sogar eine Länge von 30 Sekunden spendiert.

Wie schnell manche Trends kommen und dann doch wieder gehen, hat unterdessen eine andere Bewegtbild-App gezeigt: Als „Instagram“ im vergangene Sommer „Hyperlapse“ launchte, waren die sozialen Netzwerke ein paar Wochen lang voll mit Raffe-Videos. Das ist inzwischen wieder weitgehend vorbei, wohl auch deshalb, weil sich die entscheidende inhaltliche Frage bisher nicht richtig beantworte ließ: Was erzählt man eigentlich mit lauter gerafften Videos? Diese Frage wird sich auch bei „Meerkat“ und anderen Epigonen stellen. Bisher gab es viele lustige, kleine Ausprobier-Streams.  Irgendwann allerdings müsste ein Moment kommen, an dem klar wird, dass man mehr damit machen kann als lustigen Quatsch.

Comments 1
  • Eigentlich…. gibt es schon länger ein Anwendung, die Audios und Videos unmittelbar nach der Aufnahme automatisch auf den gewünschten social-media-Kanälen postet; auf Twitter ohnehin, aber auch auf WordPress-Blogs: ipadio.com. Dummerweise funktioniert das in letzter Zeit nicht mehr, jedenfalls bei mir. Aber sonst wäre es eigentlich genau das, was man bräuchte, auch wenn es nicht live ist, sondern mit Zeitverzögerung…

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