Print 21. Oktober 2014

Mehr Print – oder lieber doch mehr Netz?

by Christian Jakubetz

Eine Printkrise und zwei Strategien: „Süddeutsche Zeitung“ und Dumont in Köln versuchen, das Publikum mit zwei sehr unterschiedlichen Ansätzen zu bekommen. Die einen mit mehr Digital, die anderen mit mehr Print…

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Neues Konzept: der digitale „Sport am Wochenende“ der SZ. (Foto: Gunnar Jans)

Am Wochenende haben Menschen mehr Zeit zum Lesen. Das ist keine wirklich neue Erkenntnis. Dafür aber eine, die im digitalen Zeitalter neue Bedeutung gewinnt. Schließlich gibt es inzwischen sehr viel mehr Medien-Stoff als dass ihn jemand überhaupt noch konsumieren könnte. Magazine wie der „Spiegel“ und der „Focus“ verlegen auch aus diesem Grund ihren Erscheinungstag demnächst auf den Samstag. Auch die „Süddeutsche Zeitung“ hat auf diese Entwicklung jetzt reagiert. Seit dem vergangenen Wochenende hat sie ihre Wochenend-Beilage so sehr ausgebaut, dass dieses „Buch Zwei“ auch als Sonntagszeitung durchgehen könnte. Nur eben als eine, die schon am Samstag der Zeitung beiliegt. Auch der Inhalt der neuen Seiten zielt eindeutig auf den klassischen Wochenend-Leser ab. Lange Lesestücke, Reportagen, Features, Interviews. All das eben, was im täglichen Nachrichten-Stream gerne mal zu kurz kommt. Klassischer Magazin-Journalismus, weg vom Nachrichten-Geschehen, das eine Tageszeitung notwendigerweise  gar nicht mehr so abbilden kann, wie es digitale und elektronische Medien vermögen.

Auch den Sonntag besetzt die SZ mittlerweile. Mit einem Projekt, für das die bisherigen Nachteile eines Sonntagsprojekts wegfallen, weil es ausschließlich digital vertrieben wird. Die Sportzeitung der SZ erscheint als reine Tabletausgabe.

Bei DuMont in Köln hingegen geht der Verlag demnächst einen anderen Weg: mehr Print. „Xtra“ heißt das neue Projekt; eine Zeitung, die am Nachmittag erscheint und sich vor allem an einem jüngeren Publikum orientieren will. Deswegen will sie sich an der „Ästhetik der digitalen Welt“ orientieren. Spannend ist das Projekt vor allem wegen einer Grundsatzfrage: Schafft man es überhaupt noch, ein junges Publikum zum Medium Print zu bringen? Oder ist diese Generation schon unrettbar an Smartphones und soziale Netzwerke verloren? In den kommenden Tagen könnte es erste Antworten geben – dann nämlich soll „Xtra“ an den Start gehen. Der Verkaufspreis beträgt 5 Cent, an ausgewählten Stellen soll das Blatt zum Start auch kostenlos verteilt werden. Ein Gratisblatt soll allerdings nicht daraus werden.

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