S-Vibe: Mit einer neuen App hat die „Stuttgarter Zeitung“ ein neues und schon jetzt viel beachtetes App-Projekt an den Start gebracht. Vor allem die an die Stream-Metapher angelehnte Erzählweise und die intuitive und leichte Bedienbarkeit der App fallen ins Auge. Online-Ressortleiter Tobias Köhler über die Beweggründe und die Entstehungsweise von S-Vibe.
Eigentlich wollte uns Moritz Haarmann nur sagen, dass er unsere bisherigen Smartphone-Apps nicht wirklich gelungen findet. Zu groß, zu langsam, zu traditionell fand er das alles. Das hat der Softwareentwickler aus Stuttgart in einer langen Mail an die Redaktion geschrieben. Wir sind da naturgemäß anderer Meinung. Aber ein kritischer Blick von außen tut gut, dachten wir uns, zumal wenn er von jemandem kommt, der viel Erfahrung mit der Programmierung von Apps hat. Also haben wir Haarmann in die Redaktion eingeladen und mit ihm diskutiert.
Dabei sind wir auf einige spannende Ideen gekommen – und haben gesagt: Lasst uns mal zusammen überlegen, wie wir daraus eine App machen können. Innerhalb von wenigen Monaten ist daraus „S-Vibe“ geworden, unsere neue Stuttgart-App.
„S-Vibe“ ist anders als alle anderen News-Apps, die wir bisher gemacht haben. Sie wird sie deshalb auch nicht ersetzen, sie ist etwas ganz Neues, Eigenständiges. Die meisten Nachrichten-Apps spiegeln heutzutage die Website und ihre Strukturen wider. Und denen wiederum merkt man ihr Erbe von der Tageszeitung meistens an: Eine Titelseite – die Homepage -, die klassischen Nachrichtenressorts, eine klare Themensetzung.
Nur: eine Generation, die das Zeitung lesen nicht mehr gewöhnt ist, kann auch mit ihrem Aufbau wenig anfangen. Sie bekommt ihre Nachrichten aus der Facebook-Timeline, aus dem Twitter-Newsfeed und via Whatsapp. Eine Überlegung, die auch die „New York Times“ in ihrem „Innovation Report“ angestellt hat.
Also haben wir versucht, eine News-App für die Generation Facebook zu machen. Ohne Homepage, ohne Ressorts, ohne redaktionelle Themensetzung. Sie ist schlank, schnell, schön – und sie konzentriert sich ganz auf Stuttgart. Es geht um Szene-News und Stadtleben, den VfB Stuttgart, um Polizeiberichterstattung, Shoppen und Kommunalpolitik.
„S-Vibe“ – ausgesprochen „Swipe“ – deshalb, weil nach links (Artikel lesen) oder rechts (Artikel verwerfen) wischen (also „swipen“) die zentrale, bzw. einzige Art ist, sich durch das Newsangebot zu navigieren. „S-Vibe“ auch deshalb, weil die User die Vibes von Stuttgart spüren sollen.
Der Einfluss des Users
Welche Artikel oben stehen, entscheiden die User mit. Eine Logik sortiert die Nachrichten nach Aktualität und Userinteresse, dadurch entsteht eine Art Newsstream. Und, nein: bisher stehen nicht dauernd die Polizeimeldungen und der VfB Stuttgart oben – zumindest, wenn nicht gerade Fredi Bobic entlassen wird. Aber es wird ziemlich spannend, wie sich das auf Dauer entwickelt. Wir sind da ganz optimistisch, dass sich unsere User – gerade auch die jungen – für ein breites Themenspektrum interessieren.
„S-Vibe“ ist ein Experiment. Die ersten Reaktionen in der Medienbranche sind sehr, sehr positiv. Aber jetzt müssen die User entscheiden. Wir sind gespannt.
Mehr dazu: www.s-vibe.de
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