Einfach zu handhaben, etwas störrisch immer dann, wenn man versucht, von vorgegebenen Templates etwas abzuweichen: Erfahrungen mit einem Multimedia-Reportagen-Projekt und der Software „Pageflow“.
Die Software
Einmal: Pageflow ist tatsächlich ein System, für das man keinerlei Programmierkenntnisse benötigt. Es gibt etliche Standard-Templates, mit denen man in einem Dropdown-Menü festlegen kann, wie eine Seite aussehen soll: ob nur reiner Text, ein Loop-Video im Hintergrund, ein manuell zu startendes Video, ein Loop-Audio, ein manuell zu startendes Audio, eine Seite mit Hintergrundbild. Alles andere macht Pageflow. In einem Texteditor legt man dann noch Überschrift(en) und Text fest, das war es dann auch schon. Es ist also keine Übertreibung wenn man sagt, dass man eine Pageflow-Seite in weniger als 5 Minuten anlegen kann.
Videos, Audios und Fotos müssen auf den Pageflow-Server geladen werden. Dort werden sie dann entsprechend zur Nutzung verarbeitet. Einbetten von Videos und Audios beispielsweise über YouTube und Soundcloud ist nicht vorgesehen.
Die Vorteile
Ein paar Mausklicks, fertig ist die einzelne Seite. Ein paar Mausklicks mehr – und schon hat man eine fertige Struktur für ein solches Projekt. Dadurch, dass Pageflow klare Vorgaben macht, kann man auch als Nicht-Onliner nicht sehr viel falsch machen. Natürlich, man braucht für eine Multimedia-Reportage schon vorher eine klare Idee, was und wie man es erzählen will. Aber um Programmierung und Webdesign muss man sich tatsächlich so gut wie keine Gedanken machen. Das eröffnet gerade Nicht-Codern bisher ungeahnte Möglichkeiten – vor allem, was Schnelligkeit und Aktualität angeht.
Die Nachteile
Der große Vorteil von Pageflow ist gleichzeitig sein Nachteil – zumindest dann, wenn man es gerne etwas individueller hätte: Die Templates sind einigermaßen rigoros und lassen keine wirkliche Abweichungen vom Standard zu. So können beispielsweise Texte grundsätzlich nur links- oder rechtsbündig platziert werden. Individuelle Textfelder sind nicht möglich, ebenso wenig wie Schriften farblich oder größenmäßig skalierbar sind. Und: Grundsätzlich kann auf jeder Seite immer nur ein multimediales Element platziert werden; schon das Einbauen eines zweiten Fotos oder von Fotos mit unterschiedlichen Größen ist nicht möglich. Kurz gesagt: Wer Pageflow will, bekommt Pageflow. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Mit ein paar Tricks kann man die Pageflow-Templates austricksen. Ist aber nicht so ganz einfach und auch nicht wirklich empfehlenswert.
Die Installation
Grundsätzlich gibt es zwei Varianten: eine Installation auf dem eigenen Server und seit einigen Wochen auch eine auf den Pageflow-Servern gehostete Version. Mit ersterem sollte man aber vorsichtig sein: Die Installation ist ein durchaus komplexes Gebilde und nicht vergleichbar mit einer WordPress-Installation. Nicht umsonst beklagen potenzielle Nutzer die „hohen Zugangshürden“. Daneben gibt es die gehostete Version, die allerdings teuer werden kann, wenn man sie in einem größeren Umfang verwenden will.
Das Fazit
Möglicherweise ist es ja tatsächlich so, dass es erst jetzt so langsam Erzählformen gibt, die tatsächlich originärer Onlinejournalismus sind. Multimediales Storytelling gehört in jedem Fall dazu. Was auf gar keinen Fall bedeutet, dass man jetzt jedes Thema so erzählen kann und muss. Dazu ist auch der Aufwand zu groß. Solche Geschichten machen nämlich auch erst dann Sinn, wenn man ausreichend viel und gutes Bewegtbild-Material zusammen hat. Tools wie „Pageflow“ helfen in jedem Fall, dass der Aufwand für eine solche Geschichte erheblich reduziert wird. Und dass sie auch für einzelne Journalisten und Redaktionen ermöglicht werden, die nicht über die Infrastruktur eines Großkonzerns verfügen. Man kann also getrost davon ausgehen, dass sich multimediales Storytelling in den nächsten Jahren im digitalen Journalismus etablieren wird. Aber auch: sich weiterentwickeln. Pageflow und andere sind da momentan vermutlich nur ein erster Schritt. Vor allem die vielen Restriktionen trüben ein bisschen das grundsätzlich positive Bild dieser Software.
Pageflow: Die Unsterblichkeit
Bei AfK TV in München haben Elena Bengl, Johanna Bumiller und Yvonne Pfeilschifter ein Projekt zum Thema Unsterblichkeit mit Pageflow erstellt.
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