Crowdfunding – das nächste große Ding? Könnte man glauben, wenn man sich den aktuellen Hype ums Thema anschaut. Dabei bedeutet Crowdfunding keineswegs, dass man automatisch demnächst mehr Geld auf dem Konto hat. Im Gegenteil: „Scheitern ist ein wesentlicher Bestandteil des Crowdfundings „, sagt Dirk von Gehlen, einer der erfolgreichsten Funder der letzten Monate.

Wenn die Rede auf die künftige Finanzierung von Journalismus kommt, dann fällt neuerdings ein Begriff immer öfter: Crowdfunding. Finanzierung von Projekten also, die nicht in den klassischen Strukturen von Verlagern oder Sendern stattfinden und für die es auch sonst nicht den einen, großen und mehr oder weniger alles finanzierenden Geldgeber gibt. Das Prinzip ist simpel: Jemand hat eine Idee, braucht dafür Kapital – und bittet die „Crowd“ auf Plattformen wie Startnext oder Krautreporter um Unterstützung. Ob die Finanziers dafür irgendwas bekommen oder nicht, bleibt dem Kapitalsuchenden vorbehalten. In vielen Fällen aber ist die Unterstützung nicht völlig vergebens.
Crowdfunding: Über die Chancen und Risiken from Christian Jakubetz on Vimeo.
Crowdfunding erlebt also gerade einen kleinen Hype. Möglicherweise deshalb, weil es in all den kleinen und großen Finanzierungskrisen, die die Branche gerade erlebt, wenigstens für einen Hoffnungsschimmer sorgt. Einer, der maßgeblich zu diesem Hype beigetragen hat, ist der Münchner Autor und Journalist Dirk von Gehlen. Für sein aktuelles Buchprojekt „Eine neue Version ist verfügbar“ hatte er zunächst ein Finanzierungsziel von 5000 Euro ausgegeben. Dieses Ziel war nicht nur schnell erreicht, sondern auch überboten. Inzwischen liegt das Projekt bei über dem Doppelten des eigentlichen Finanzierungsziels.
Laufen Medienprojekte also künftig so: Fundingaufruf einstellen und ein paar Wochen später ausreichend Geld auf dem Konto haben? Keineswegs, sagt Dirk von Gehlen. Im Gegenteil, wesentlicher Bestandteil des Crowdfundings sei immer auch die Möglichkeit des Scheiterns. Und das sogar öffentlich, für alle nachvollziehbar. Was aber aus seiner Sicht kein Scheitern, sondern vielmehr eine tolle Leistung sei, wenn jemand vor den Augen der Öffentlichkeit versucht, ein Projekt zu finanzieren, die Entwicklung für alle nachvollziehbar ist und am Ende womöglich das Eingeständnis steht: hat leider nicht geklappt. Der Journalist Julian Heck hat dies jetzt beispielsweise mit seinem Projekt „Weiterstadtnetz“ erlebt. Die gewünschte Summe kam nicht zustande, zum Schaden ist dies für Heck allerdings nicht geworden. Und verwunderlich ist dies auch aus der Sicht Dirk von Gehlens nicht: „Auch künftig wird es mehr gescheiterte als finanzierte Projekte geben.“
Ob sich Crowdfunding auch für Journalismus, womöglich sogar für den Alltagsbetrieb eignet? Dirk vom Gehlen hat da seine Zweifel. Zumal es bisher in der Tat eher Buchprojekte oder andere Sachen mit langfristiger Ausrichtung waren, die erfolgreich finanziert wurden. Sicher aber ist aus seiner Sicht: Um erfolgreich crowdfunden zu können, wird man ein anderes, ein neues Verhältnis zu seinen Lesern bekommen müssen: „Wir müssen lernen zu bitten.“
Als ich vor einiger Zeit für den FIWUS eine solche sogenannte ‚Bitte‘ auf die Menschheit los ließ, war ich schon noch der Meinung, brav Bitte-Bitte machen hilft ja vielleicht, damit der FIWUS auch über die nächsten Jahre eine Zukunft hat (http://freies-in-wort-und-schrift.info/2013/03/05/rckblick-und-ein-aufruf/). Diese Zukunft hat er sowieso, denn ich halte ihn bis zu meinem letzten Atemzug einfach am Leben. Er braucht als Futter nur Texte. Die kann ich erstellen, mal mit viel Herzblut, mal mit viel Wut im Bauch.
Bitte-Bitte sagen habe ich ja seit 10 Jahren jetzt verinnerlicht, die Hartz-Gesetze haben dabei ’sehr‘ geholfen.
Ich weiss nur, es lesen so einige bei mir oder UNS, aber lukrativ sind und werden wir niemals sein.