Aktuell 26. September 2012

Frauen gegen Leif…

by Christian Jakubetz

Thomas Leif sorgt wieder einmal für Schlagzeilen. Jetzt ist er mit der Organisation des Mainzer Mediendisputs in die Kritik geraten. Der Journalistinnenbund macht ihm wegen der Besetzung der Podien einige Vorwürfe.

Unter Beschuss: Thomas Leif (Foto: SWR)

In einem offenen Brief gratuliert die Organisation sarkastisch dazu, die Panelrunde „konsequent aus männlicher Sicht zu besetzen“. Der Brief an Leif im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Prof. Leif,

herzliche Gratulation zur programmlichen Gestaltung des diesjährigen MainzerMedienDisputes – und zur Auswahl Ihrer Gäste auf den Podien.

Wir freuen uns, dass es Ihnen durch fundierte Recherche gelungen ist, die Panelrunden aus konsequent männlicher Sicht zu besetzen. Unter den sechs Moderatoren versammeln Sie fünf, unter den 27 Panelteilnehmern – 25 Männer. Prima! Dieser entschlossene Tunnelblick, diese beharrliche Leugnung der professionellen Arbeit von Kolleginnen verdient Anerkennung. Hier zeigt sich Ihre journalistische Qualität: Wo würden wir landen, wenn auf einem der wichtigsten Diskussionsforen der Republik erfolgreiche Chefredakteurinnen, Verlegerinnen, Medienmacherinnen oder Autorinnen sichtbar wären?

Besondere Würdigung verdient auch der Eröffnungsabend, der 15. Oktober: Das Thema „Endstation Boulevard – Untergangssehnsucht und Politik-Trauma“ verhandeln fünf Männer. Es bleibt so sehr zu hoffen, dass die angefragte Charlotte Roche tatsächlich absagt, damit der einheitliche Testosteroneindruck seine volle Kraft entfalten kann.

Besonderes, nein außerordentliches Lob verdient in diesem Zusammenhang Ihre Berliner Veranstaltung am 13. November. Nachdem aus ungeklärten Gründen im Bundestag der Anteil der weiblichen Abgeordneten auf ein Drittel gestiegen ist – also Politikerinnen auf mysteriöse Weise immer deutlicher sichtbar werden – möchten wir Ihr entschlossenes Leugnen dieser Tatsache besonders anerkennend hervorheben: Das Streit-Thema „Unter 3“ – Politiker und Journalisten in einem Boot? verhandeln sechs Herren exklusiv unter sich. Bravo!!! Endlich keine Frauenquote! Nur das eiserne Negieren der Qualifikation des weiblichen Teils in unserem Berufstand sichert Ihre eintönige Sicht auf die Dinge. Für diese Blindheit, die so zielsicher an den Kriterien von Qualitätsjournalismus vorbei geht, danken wir Ihnen ganz herzlich!

Mit freundlichen Grüßen,

Andrea Ernst

1. Vorsitzende

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