Menschen 17. Juli 2014

Wie der Liebling von Print zu Twitter kommt

by Christian Jakubetz

Gibt es Parallelen zwischen Twitter – und dem Kleinanzeigenteil einer Zeitung? Kann man sich auf dem ersten Blick kaum vorstellen. Auf den zweiten aber dann schon.  Die Kölnerin Wiebke Ladwig bringt die beiden Kanäle wunderbar zusammen – indem sie den Anzeigenteil des „Kölner Stadtanzeigers“ jeden Tag auf ungewöhnliche Fundstücke hin untersucht…

printtwitter

Den „Social Media Manager“ kennt man ja inzwischen. Was Wiebke Ladwig hingegen Tag für Tag macht, lässt sich nicht einfach so in einen Begriff packen. Weswegen sie dafür gleich mal einen neuen geprägt hat: Sie bezeichnet sich selbst als „Social Media Ranger“. Dahinter verbirgt sich eine ungewöhnliche Passion: Jeden Tag sucht im KSTA nach Kleinanzeigen, die man mindestens unkonventionell nennen muss. Ob versteckte oder auch offene Liebesbotschaften, Texte, die man nicht sofort verstehen muss: Kaum zu glauben, was man in einem solchen Anzeigenteil jeden Tag aufs Neue entdeckt. Und natürlich kann (und soll) man bei manchen Botschaften auch einfach nur rätseln: Was beispielsweise könnte mit einer Anzeige gemeint sein, die aus den drei Worten „Liebling. Ja. Ich“ besteht? Eine verklausulierte und positive Antwort auf einen Heiratsantrag? Oder vielleicht doch nur schlichtweg Nonsens? Ein Code, den nur ein Pärchen versteht?

Wibke Ladwig versucht erst gar nicht, diese Botschaften zu entschlüsseln oder zu interpretieren. Stattdessen postet sie. Aus der Zeitung ins Netz, vom Anzeigenteil zu Tumblr und von dort aus wieder zu Twitter. Über 7000 Menschen folgen ihr bereits bei „Twitter“ – ein Kanal übrigens, bei dem sie durchaus Parallelen zum Kleinanzeigenteil in der Tageszeitung entdeckt. Wobei ihr allerdings nie in den Sinn käme, daraus eine Debatte über die Zukunft von gedruckten und digitalen Medien zu machen: Sie mag schlichtweg beide.

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