Webvideos 6. November 2013

Was Journalisten über Webseher wissen sollten

by Christian Jakubetz

 Wenn von der Zukunft des Journalismus die Rede ist, dann bleibt eine Gattung inzwischen nicht mehr außen vor: Bewegtbild. Webvideos haben sich als eine eigene Darstellungsform etabliert. Mit „Fernsehen im Netz“ haben sie häufig nichts mehr zu tun. Und das wird von den Nutzern offenbar gutgeheißen: Die Zahl der regelmäßigen Video-Nutzer ist inzwischen auf einem Höchststand angekommen.

 

Videos im Netz: Rund drei Viertel aller deutschen Onlinenutzer sehen sie mehr oder weniger regelmäßig.
Videos im Netz: Rund drei Viertel aller deutschen Onlinenutzer sehen sie mehr oder weniger regelmäßig.

Zuerst die nackten Zahlen, so herausgefunden von ARD und ZDF in ihrer jährlichen gemeinsamen Onlinestudie: Drei Viertel (74 %) der Onlinenutzer hatten 2013 schon einmal Kontakt mit Bewegtbildinhalten im Netz (plus 4 %-Punkte gegenüber 2012). Die wöchentliche Bewegtbildnutzung ist innerhalb der letzten fünf Jahre um 9 Prozentpunkte auf 43 Prozent angestiegen, dahinter stehen 23 Millionen Menschen, die regelmäßig bewegte Bilder im Netz anschauen. 16 Prozent der Internetnutzer schauen täglich bewegte Bilder, zwei Drittel dieser Teilgruppe (10 % aller Onliner) tun dies auf Videoportalen, der Rest entfällt auf Fernsehsendungen online. Originäre Fernsehinhalte, also Fernsehsendungen linear oder zeitversetzt, nutzen 16 Prozent (netto) mindestens einmal pro Woche. Über ein Viertel (27 %) der 14- bis 29-Jährigen sehen sich mindestens einmal pro Woche Fernsehsendungen im Netz an.

Mit der Zunahme der mobilen Internetnutzung wächst auch die Videonutzung unterwegs: Für 10 Prozent der Unterwegsnutzer sind Videos die wichtigste Anwendung, dies entspricht rund 4 Prozent aller Onliner. Bei den 14- bis 29-jährigen Onlinern liegt der Anteil bei 16 Prozent.

Natürlich, klassisches TV wird auch weiterhin erfolgreich über das Netz vertrieben. Wenn Journalisten allerdings Videos originär für das Netz produzieren wollen, dann können sie das heute zwar aus handwerklicher Sicht so einfach und umstandslos wie noch nie, gleichzeitig aber müssen sie ein paar Dinge beachten:

  • Webseher sind ungeduldig und zappen sehr viel schneller als der normale TV-Konsument: Im Regelfall hat der Videomacher um die 10 Sekunden Zeit, um einen Nutzer von seinem Video zu überzeugen.  Wer seinen Zuschauer bis dahin nicht gepackt hat, ist ihn meistens los. Eine ähnliche Quote gilt übrigens auch bei Bewegtbild-Werbung im Netz: Alles, was nach 10 Sekunden nicht packt, ist verschenkt.
  • Schnittbilder, Antextbilder und alles andere, was man im klassischen TV gerne macht: überflüssig! Im Netz darf und muss man schnell und unmittelbar zur Sache kommen.
  • Webvideos sind anders als TV, dennoch aber ist es immer noch ein gerne begangener Trugschluss zu glauben, im Netz dürfe es gerne wackeln und rauschen. Der qualitative Anspruch an Videos ist im Netz inzwischen genauso hoch wie im Fernsehen. Schlechtes Bild bleibt schlechtes Bild, schlechter Ton bleibt schlechter Ton.
  • Im Gegensatz zum klassischen TV kann man im Web auch mit mobil produzierten Videos gut punkten. Smartphones bieten mittlerweile hoch auflösende Bilder, mit den passenden Apps dazu kann man in erstaunlich guter Qualität auch von unterwegs aus schneiden, vertonen und unmittelbar hochladen.
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