Nein, es sind nicht die handwerklich-journalistischen Themen, mit denen sich Deutschlands Journalisten im Jahr 2017 hauptsächlich beschäftigen. Kein Mobile, Social Media, Video. Im totzitierten „postfaktischen“ Zeitalter, in den Tagen des Donald Trump und der Fake News geht es eher ums Große und Ganze. Um Glaubwürdigkeit, Populismus und auch journalistische Unabhängigkeit. Das ist das Kernergebnis des „Trend-Monitors 2017“, mit dem sich News Aktuell wie jedes Jahr die Befindlichkeiten der Branche angeschaut hat.

Schon erstaunlich, wie sich die Zeiten geändert haben. In den vergangenen Jahren stellten sich Journalisten vor allem die Frage, wie es ökonomisch und natürlich auch inhaltlich mit der Branche weitergehen soll. Neue Geschäftsmodelle, Disruption durch Digitalisierung, Medienkrise, Stellenabbau – die Themen der letzten Jahre waren eindeutig von sehr konkreten Themen geprägt. Im Jahr 1 des Donald Trump hält die Mehrheit der deutschen Journalisten das alles für weniger wichtige Herausforderungen. Jetzt werden die Grundfesten des Journalismus angeführt. Ganz oben: die eigene Glaubwürdigkeit. Deutlich mehr als die Hälfte aller Befragten (57 Prozent) halten das momentan für die größte Herausforderung ihrer Branche.
Allerdings gibt es auch bei diesem Thema einen kleinen (digitalen) Graben zwischen jüngeren und älteren Journalisten: Bei den Journalisten unter 35 glaubt über ein Drittel, dass die Finanzierungsfrage zu den wichtigsten Herausforderungen gehört. Journalisten über 55 dagegen sehen das mehrheitlich nicht so. Was sich allerdings auch vergleichsweise einfach erklären lässt: Wer ein paar Jahre vor dem absehbaren Ende seines Berufslebens steht, interessiert sich nicht mehr so sehr dafür, wie irgendwann mal Journalismus finanziert wird. Und für die kommenden zehn Jahre wird es schon noch irgendwie reichen…
Warum das Thema Glaubwürdigkeit für Journalisten plötzlich eine derart große Rolle spielt, lässt sich auch noch durch eine andere Zahl erklären: Der größte Teil von ihnen glaubt, dass Journalisten an Glaubwürdigkeit verloren haben. Fast 60 Prozent denken, dass das Vertrauen in ihren Berufsstand zurückgegangen ist. Weitere 9 Prozent glauben sogar, es habe „stark abgenommen“. An eine Zunahme des Vertrauens glaubt unterdessen nur eine verschwindend geringe Minderheit. Wobei sich natürlich darüber diskutieren ließe, inwieweit dies nur ein Bauchgefühl ist. Gesicherte Zahlen, die diese Annahme stützen werden, existieren jedenfalls nicht.
Social Media kommt langsam in der Mitte an
Dafür erkennen inzwischen mehr und mehr Journalisten den Stellenwert von sozialen Netzwerken an. Es ist noch nicht so lange her, da haben sich viele Digital-Journalisten wahlweise gewundert oder amüsiert, wie wenig ihre Kollegen Social Media als wichtig erachtet haben. Inzwischen aber ist es erstmals eine Mehrheit, die den Stellenwert von Social Media für ihr Arbeit als „hoch“ oder sogar „sehr hoch“ einstuft. In den vergangenen sechs Jahren entspricht die laut Angaben von news aktuell einem Anstieg von beinahe 19 Prozentpunkten. Auf der anderen Seite: Es sind immer noch 45 Prozent, die den Einfluss von Social Media auf ihre tägliche Arbeit as „gering“ oder „sehr gering“ bezeichnen.
Dass dabei Facebook der meist genutzte Kanal für berufliche Zweck ist, dürfte niemanden verwundern. Twitter landet hingegen bei Journalisten auf Platz 2 – was zeigt, wie beliebt der Kanal bei Medienmenschen ist. Der Stellenwert hier liegt jedenfalls deutlich über dem Durchschnitt.
Dagegen ist Snapchat – unbeschadet aller Hypes – für Journalisten immer noch eine sehr, sehr kleine Nische. Gerade mal zwei Prozent der befragten Journalisten nutzen Snapchat für den Job. Und dabei ist das nicht mal, wie man leicht vermuten könnte, eine Frage des Alters. Auch bei den Journalisten unter 35 snappen gerade mal 3 Prozent aus beruflichen Gründen.