Facebook? Ziemlich out und absehbar bald am Ende. Twitter? Heißes Ding, nach wie vor. Und ansonsten? Snapchat wird ganz groß und Instagram auch so halbwegs. Hört man zumindest immer wieder so, wenn man mit Menschen aus der Digitalszene so spricht. Allerdings: Zahlen und Statisiken geben die Einschätzung nur bedingt her. Und von einem baldigen Absturz von Facebook kann gleich gar keine Rede sein. Die Welt von Social Media bleibt fest in einer Hand…
Das Social Media – Jahr 2016 gehört erneut: Facebook. Und damit ist nicht nur der Netzwerk-Riese gemeint, sondern der ganze Konzern. Denn auch Instagram spielt eine immer größere Rolle, von Whatsapp ganz zu schweigen. Bei den klassischen Netzwerken stammen nun die beiden Branchenführer aus dem gleichen Haus. Vor allem bei Facebook sieht es angesichts des immer noch horrenden Vorsprungs nicht nach einer Wachablösung aus. Im Gegenteil: Bei der Frage nach der wöchentlichen Nutzung legt das Netzwerk im Vergleich zu 2015 nochmal um sieben Prozentpunkte zu (Quelle: ARD-ZDF-Onlinestudie).
Der Hype um Snapchat hingegen lässt sich in absoluten Zahlen noch nicht so ganz nachvollziehen. Klar, das Netzwerk hat enorm zugelegt und ist in Deutschland schon auf Platz 3, was die Nutzung angeht. Trotzdem kommt beispielsweise Instagram immer noch auf nahezu doppelt so hohe Werte. Von Facebook ist Snapchat hingegen so weit entfernt, dass es auf absehbare Zeit völlig außer Reichweite ist. Es dürfte also in der kommenden Zeit vor allem einen spannenden Zweikampf hinter dem Platzhirsch geben. Spannend vor allem auch deswegen, weil Snapchat und Instagram sowohl bei den potentiellen Zielgruppen als auch bei den Geschäftsmodellen unterschiedliche Ansätze verfolgen.
Bei den Jungen ändert sich gerade ungefähr alles
Apropos Zielgruppen: Wenn man dann schon spekuliert, mit der Vorherrschaft von Facebook könnte es irgendwann vorbei sein, dann lässt sich das am ehesten mit dem Wandel in den Zielgruppen begründen. Gerade bei den 14-29jährigen punkten Snapchat und auch Instagram massiv. Was ja auch irgendwie nachvollziehbar ist: Will man sich dort rumtreiben, wo man auch die eigenen Eltern treffen kann? Zumal Facebook im Vergleich zu Snapchat aus der Sicht eines 16jährigen schon ziemlich bieder wirken muss.
Die Frage ist also mittelfristig: Schafft es Facebook, Menschen, die dann irgendwann dem Snapchat-Alter entwachsen, auf seine Plattform zu ziehen? Oder entwächst man dem Snapchat-Alter gar nicht? Gibt es möglicherweise für jede Generation ein eigenes Netzwerk? Kommt nach StudiVZ und Facebook das Snapchat- und Instagram-Zeitalter? Bei den Antworten auf diese Fragen muss man naturgemäß spekulieren. Es wäre aber keineswegs das erste Mal, das eine jüngere Generation in Sachen Social Media alles über den Haufen schmeißt, was man eben noch für ein ehernes Gesetz hielt. StudiVZ galt ja auch mal als beinahe unsterblich. Die Älteren erinnern sich womöglich sogar noch daran.
Livestreaming, Filter, Stories: Social Media wird sich immer ähnlicher
Bei Instagram gibt es künftig auch, Überraschung: Livestreams! Das ist insofern wenig überraschend, weil Livestreaming gerade ziemlich angesagt ist. Überhaupt ist der Trend unverkennbar: Social Media, das wird immer mehr von immer dem gleichen. Livestreaming gehört unbedingt dazu, Videos sowieso. Daneben hat sich Instagram auch das „Stories“-Feature von Snapchat zu eigen gemacht. Bei Twitter wiederum heißt Stories Moments, ist aber im Prinzip dasselbe. Natürlich gibt es immer noch Unterschiede, vor allem in der Nutzung. Instagram ist naturgemäß ein visuell geprägter Kanal. Twitter ist wunderbar für Live-Events, Snapchat zum Albern-Sein. Und Facebook für alles andere, vor allem für die in diesem Fall wirklich sehr breite Masse. Alles andere? Nische.

Die Unterschiede in der Nutzung gleichen dann auch wieder die sich immer ähnlicher werdenden Tools aus. Und möglicherweise ist das sogar ein dauerhafter Trend: Facebook ist das Ding für alle. Alle anderen verteilen sich nach Lust, Laune und Anlass auf andere Kanäle.
Twitter: Das Nischenphänomen
Ginge es nach Zahlen und anderen belastbaren Kram, Twitter müsste eigentlich schon lange am Ende sein. Die Nutzerzahlen stagnieren weltweit. Die Nutzung in Deutschland? Kaum der Rede wert und mit der öffentlichen Wahrnehmung des Dienstes kaum kompatibel. Trotzdem gibt es Journalisten wie Dirk von Gehlen: „Twitter bleibt heiß“, vermutet der Social-Media-Chef der SZ – und steht damit nicht alleine. Medienmenschen aller Art haben Twitter ziemlich ins Herz geschlossen. Der breiten Masse hingegen ist Twitter ziemlich wurscht. Vielleicht also ein echtes Filter-Bubble-Problem: Medienmenschen reden viel in und über Twitter. In der Echokammer wird der Twitter-Ruf immer lauter, draußen hören ihn dagegen nur wenige.
Auf der anderen Seite: Eines hat Twitter mit Facebook ja gemeinsam. Das nahende Ende wird immer wieder gerne prophezeit. Bisher aber hat Twitter den Kopf noch immer aus der Schlinge gezogen. Erstaunliche Leistung für jemanden, der seit Jahren auf der Suche nach dem zukunftsfähigen Geschäftsmodell ist.
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