Mobiler, schneller, rechtzeitiger. Mehr Videos, mehr Fotos, weniger Text. Mehr social, weniger Homepage. Die Entwicklung im Jahr 2016 zeigt deutlich, wo es mit dem Journalismus im digitalen Zeitalter hingeht.
Der Umbruch in der Mediennutzung ist kurz vor der endgültigen Vollendung. Nein, hier geht es in den folgenden Zeilen nicht darum, dass sich die analoge in eine digitale Welt verkehrt (das weiß man ja schon einigermaßen lange). Der nächste Schritt ist ein anderer: Die Zeiten der guten, alten Homepage und des stationären PC gehen ebenfalls ihrem endgültigen Ende entgegen. Diese bekannten Strukturen lösen sich auf. Sie werden ersetzt durch drei Trends:
- Das wichtigste Gerät zur Mediennutzung wird das Smartphone. Das hat nichts mit Mobilität zu tun. Gerade für jüngere Menschen ist das Snartphone der wichtigste Begleiter durch den Tag, die Fernbedienung für das ganze Leben.
- Woher kommt eine Geschichte, ein Video? Mittlerweile aus allen möglichen Quellen, aber immer weniger von einer klassischen Homepage. Stattdessen übernehmen mehr und mehr soziale Netzwerke die Rolle der primären Nachrichtenquelle.
- Aber auch in den sozialen Netzwerken steht offenbar ein Umbruch bevor: Das vergleichsweise starre Gebilde Facebook bekommt mehr und mehr Konkurrenz von kleinen, bildlastigen und schnellen Tools: das omnipräsente Snapchat beispielsweise, Instagram oder auch Messenger wie WhatsApp.
Ein paar Zahlen zuerst: rund drei von vier Deutschen nutzen mittlerweile ein Smartphone, das gute, alte Tastenhandy stirbt allmählich aus. Beinahe genauso viele Menschen gehen mit dem Smartphone auch ins Netz. Das ist nicht weiter verwunderlich, weil ein Smartphone ansonsten nur sehr wenig Sinn machen würde. Entscheidend ist deshalb auch eine andere Tatsache: Die Internet-Nutzung mit dem Handy ist die einzige Form der Netznutzung, die noch signifikante Zuwächse aufweist. Alle anderen, PC´s allen voran, stagnieren. Auch Tablets sind momentan an einem Punkt angekommen, an dem man keine allzu großen Phantasien über ihre Zukunft mehr entwickeln kann.
Dagegen das Smartphone: 19 Prozent waren es im Jahr 2011, inzwischen sind es 76 Prozent. Die Zahlen und die Entwicklung sind so eindeutig, dass es keinen Spielraum für Interpretationen mehr gibt. Das Handy ist dabei, alle anderen Geräte bei der Mediennutzung auf die hinteren Plätze zu verweisen. Was andersrum bedeutet: Wer mit seinen Inhalten nicht für mobile Plattformen gewappnet ist und zudem auch nicht über eine Social-Media-Strategie verfügt, wird es in Zukunft schwer haben. Man müsste also die Prioritäten komplett anders setzen: nicht mehr Inhalte für die eigenen Plattformen machen, die dann irgendwie mobil- und socialfähig gemacht werden. Sondern Inhalte so denken, dass sie von vornherein mobil und in Netzwerken genutzt werden. Das vor allem auch angesichts der Tatsache, dass die „Digital Natives“ inzwischen den Großteil ihrer Netznutzung über das Smartphone vornehmen.
Wie wichtig ist noch die Homepage?
Die Zahlen stammen aus der Schweiz, sind aber dennoch vielsagend: Mittlerweile sagt bereits rund ein Drittel aller Nutzer dort, dass sie den Großteil ihrer tagesaktuellen Nachrichten über Social Media und/oder über Pushmeldungen beziehen. Bei den Digital Natives ist diese Form der Mediennutzung noch ausgeprägter. Dort nutzt nahezu jeder Zweite Nachrichten über diesen Weg. Das bedeutet umgekehrt, dass die gute, alte Homepage stetig an Bedeutung verliert. Man muss ja nicht gleich so weit gehen, dass man ihr baldiges Ende prophezeit. Aber klar ist auch: Der Trend, dass Medien eben auch dort sein müssen, wo sich ihre Nutzer aufhalten, geht ungebrochen weiter. Unbeschadet dessen bleibt aber trotzdem eine grundlegende Frage: Wollen Nutzer tatsächlich überall, wo sie sie befinden, Journalismus? Oder wollen sie manchmal nicht einfach nur in Ruhe gelassen werden? Die Frage stellt sich bei Messengern ebenso wie bei Apps wie „Snapchat“. Eine fertige Antwort auf diese Fragen gibt es naturgemäß noch nicht. Klar aber ist, dass die Suche nach diesen Antworten Journalisten noch einige Jahre beschäftigen wird.
Social Media: Der Wandel im Wandel
In der vergleichsweise kurzen Geschichte der sozialen Netzwerke ist eine Sache vergleichsweise lange wie zementiert gewesen: Erst kommt Facebook, dann lange nix, dann irgendwas. Inzwischen zeigt sich, dass dieser Zustand nicht naturgegeben ist und dass Facebook insbesondere bei jüngeren Nutzern keineswegs mehr diesen unangefochtenen Status genießt. Insbesondere Snapchat ist für die Generation zwischen 14-19jährigen das Netzwerk ihrer Wahl. Naturgemäß sind unterschiedliche Zahlen im Umlauf, klar aber ist: Die Netzwerke/Messenger der Zukunft sehen anders aus als das, was wir bisher noch vom Facebook-Standard gewohnt sind. Snapchat und WhatsApp, das sind eine Art Dauer-Live-Synchronisationen mit dem echten Leben. Dagegen wirkt Facebook wie ein schwerer, alter Tanker. Man muss das Zeug, was Snapchat, WhatsApp und Instagram jeden Tag so hervorbringen, nicht zwingend gut finden. Aber die Tendenz ist klar: Mehr live, mehr Video, mehr Foto, mehr Schnelligkeit und mehr Interaktion. Was ja irgendwie auch logisch ist: Facebook ist ja letztendlich für viele, wenn auch ungewollt, zu einer Art Homepage geworden. Und sind Homepages nicht gerade dabei, erheblich an Bedeutung zu verlieren?