Digitales Leben 11. April 2016

Ein paar Zahlen übers Zahlen…

by Christian Jakubetz

120 Zeitungen – auf den ersten Blick ist es nur eine Zahl. Auf den zweiten Blick zeigt diese Zahl, wie sehr sich in den letzten Jahre ein paar grundlegende Dinge im Journalismus verändert haben. Beispielsweise die Selbstverständlichkeit, mit der inzwischen für journalistische Inhalte im Netz bezahlt wird.

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Zahlen für Journalismus? Inzwischen gang und gäbe…(Foto: Jakubetz)

Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass es einen erstaunlich breiten Konsens gab: Journalismus gegen Geld im Netz verkaufen, das ist ein mühsames und wenig ertragreiches Geschäft. Das böse Wort vom „Kostenlos-Medium“ machte die Runde, die Vorstellung in vielen Häusern war offenbar die, dass im Netz ein Haufen Schnorrer hochwertige Inhalte möglichst kostenlos serviert bekommen möchte.

Infografik: 120 deutsche Zeitungen setzen auf Paywall | Statista

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Dabei hatte diese Problematik – ähnlich wie schon vor 15 Jahren in der Musikindustrie – sehr viel damit zu tun, dass es einfach keine wirklich guten, einfachen und dem Netz angepassten Angebote gab. Jenes ominöse „iTunes für Verlage“ also, das immer wieder mal gefordert wurde.

Paywalls bei deutschen Tageszeitungen

120 Zeitungen haben laut Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger mittlerweile eine Bezahlschranke im Netz eingeführt. Davon setzen 67 Zeitungen auf ein Freemium Modell. Dabei bleibt ein Teil der Artikel kostenfrei, während der Rest des Online-Angebotes nur nach Erwerb eines Tagespasses oder Abos zugänglich wird. Ein Beispiel für dieses Modell ist BILDplus bei Bild.de.

45 weitere Blätter setzen auf das so genannte Metered Model. Ein Beispiel hierfür ist die Welt, bei der Leser monatlich freien Zugang zu maximal 20 Artikel haben. Ist dieses Kontingent erschöpft, müssen sie bis zum nächsten Monat warten oder ein Abo abschließen.

Immer noch in der Minderheit sind Zeitungen wie die „RheinZeitung“ in Koblenz. Sie setzen auf eine ganz harte Bezahlschranke, kostenlose Inhalte gibt es dort nicht mehr.

Inzwischen gibt es mehrere Möglichkeiten, Inhalte aus Print-Objekten im Netz zu kaufen. Da sind zum einem natürlich die erwähnten Pay-Angebote der Verlage selbst, die inzwischen in den allermeisten Fällen technisch vergleichsweise einfach zu handhaben und zuverlässig zudem sind. Zum anderen aber gibt es mittlerweile mit Angeboten wie „Blendle“ endlich jenen geforderten digitalen Zeitungskiosk, mit dem das Kaufen einzelner Artikel oder auch ganzer Ausgaben denkbar einfach geworden ist,

Digitaler Inhalt wird als „wertvoll“ begriffen

Allerdings hat sich wohl aber auch einiges in der Sichtweise der Nutzer geändert. Digital, das war in ihrer Wahrnehmung lange Zeit nicht werthaltig, vielleicht deswegen, weil man digitale Güter so schlecht anfassen kann. Immaterielles hat aber eben doch seinen Wert – das akzeptieren User im Zeitalter von digitalen Büchern, Filmen oder Musik möglicherweise inzwischen auch für den Journalismus.

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