Medienwandel 12. November 2015

Der digitale Medien-Graben

by Christian Jakubetz

Wie ist das denn jetzt mit dem Journalismus im Internet? Schon das neue Massenmedium oder immer noch eher eine Sache für Nerds? Die Einschätzungen sind verschieden. Verwirrend verschieden. Was zu einem beträchtlichen Teil damit zu tun hat, dass alles eine Frage der Perspektive ist. Richtig ist: sowohl das eine als auch das andere…

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Analog oder digital? In der Mediennutzung existiert immer noch ein vergleichsweise tiefer Graben. (Foto: Jakubetz)

Die Debatte ist eine altbekannte: Richtig Geld verdient und intensive Nutzung – das ist immer noch eine Sache der alten, analogen Medien. Sagen die einen. Die analogen Medien sterben aus, die Zukunft ist digital – sagen die anderen. Beide Seiten haben ihre Gründe und Zahlen für ihren Meinung. Betrachtet man die Zahlen der ARD-ZDF-Onlinestudie achtern, dann lassen sich ein paar Dinge ganz nüchtern festhalten, wenn es um die Zukunft des Journalismus im netz geht.

Für die weit auseinander strebenden Einschätzungen der Zukunft des Journalismus gibt es einen handfesten Grund. Man könnte ihn den „digitalen Graben“ nennen. Was kurz gesagt nichts anderes bedeutet, dass für die einen beinahe nichts anderes mehr in Betracht kommt als Medien im Netz. Für die anderen dagegen ist das immer noch mehr oder weniger Teufelszeugs. Und ja, es ist so leicht: Die Trennlinien lassen sich sauber nach Alter ziehen. Einfache Regel: Die Jungen nutzen Medien im Netz, die Älteren eher nicht.

Aber was ist nach den Zahlen der Studie jung, was ist alt? Jung und hochgradig onlineaffin bei der Mediennutzung sind 14- bis 29Jährige. 76 Minuten am Tag nutzen sie im Netz klassische Medien. Sie lesen Texte, sehen Videos, hören Audios. Zum Vergleich: Die über 60Jährigen bringend es dabei gerade mal auf sechs Minuten am Tag.

Dabei muss man gar nicht so weit gehen, will man den Beginn des Grabens ausmachen. Schon in der Gruppe der 30- bis 39Jährigen beträgt die Nutzungsdauer für Medien im Netz nur noch 22 Minuten. Kurz gesagt also: Bei den über 30jährigen gibt es immer noch einen vergleichsweise hohen Anteil „analoger“ Mediennutzung.

Was allerdings nicht bedeutet, dass nicht auch ältere User Journalismus im Netz nutzen. Selbst von den über 60jährigen sagen 43 Prozent, dass sie Artikel und Berichte im Netz lesen. Sie tun es nur weitaus seltener und auch mit geringerer Intensität. Wie man also auch bei diesem Thema sieht: Auf die richtige und präzise Fragestellung kommt es an.

 

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