Print 4. Dezember 2014

Zeitung 2014: gerne lokal, gerne digital

by Christian Jakubetz

Was denken die Deutschen von ihrer Tageszeitung? Glaubwürdig und vor allem im Lokalen immer noch unverzichtbar, sagt nach Angaben des BDZV eine überwältigende Mehrheit. Deutlich sichtbar wird allerdings auch eine andere Tendenz: Vor allem das jüngere Publikum will seine Informationen im Netz und neuerdings auch auf mobile Endgeräte gespielt bekommen…

Das Zutrauen in die Zeitungen ist immer noch groß. Nur bei den Ausspielwegen favorisieren immer mehr Deutsche digitale Plattformen. (Foto: Jakubetz)
Das Zutrauen in die Zeitungen ist immer noch groß. Nur bei den Ausspielwegen favorisieren immer mehr Deutsche digitale Plattformen. (Foto: Jakubetz)

Über die Frage, wie es den deutschen Tageszeitungen geht, lässt sich lange und trefflich streiten. Daran ändern auch die Zahlen nicht viel, die der BDZV jetzt vorgelegt hat. Weil man aus ihnen widersprüchliche Trends herauslesen kann. Der eine: Für einen gerne mal Totgesagten geht es den Blättern immer noch sehr gut. Der andere: Diese kommode Lage haben sie zu einem beträchtlichen Teil einem sehr treuen und älteren Publikum zu verdanken. Die Haltung der Jüngeren hingegen ist ambivalent. Das Zutrauen in die Redaktionen ist enorm groß – nur mit dem „Datenträger“ Papier kann dieses Publikum zunehmend weniger anfangen.

Die Inhalte

tageszeitungEs ist keine echte Überraschung: Der Leser einer lokalen Tageszeitung liest am liebsten immer noch – das Lokale. Stolze 86 Prozent sagen das von sich. Damit hat die ohnehin schon sehr große Bedeutung des Lokalen nochmal zugenommen. Vor 10 Jahren waren es noch 83 Prozent, die den Lokalteil als bevorzugtes Ressort genannt haben. Trotzdem lässt sich aus den Zahlen auch etwas anderes ablesen: Mal so eben den Mantel eindampfen und fast nur noch auf Lokales zu setzen, ist kein probates Rezept. Immerhin geben 67 Prozent die Innen- und weitere 55 Prozent die Außenpolitik ebenfalls als favorisierten Lesestoff an. Die Tendenz ist zwar bei nahezu allen klassischen Mantelressorts leicht rückläufig. Aber dass eine Tageszeitung darauf verzichten könnte, lässt sich aus dieser Tendenz nicht ableiten. Kurz gesagt ließe sich auch vermuten: Der langjährige Tageszeitungs-Leser will sein Blatt weitgehend so, wie es jetzt ist.

Das Publikum

Das eher konservative Leseverhalten lässt sich zumindest teilweise auch mit der Leserstruktur erklären. Auf die Frage danach, welche Medien befragt genutzt werden, wenn es um lokale Geschehnisse geht, antworten 61,3 Prozent der über 50jährigen mit: die lokale Tageszeitung. Bei den 14- bis 29jährigen sind das allerdings nur noch knapp 30 Prozent. In der Altersgruppe zwischen 30 und 49 kommt die Tageszeitung zwar immer noch auf einen Wert von rund 40 Prozent – aber an die Werte bei den über 50jährigen kommen Zeitungen auch da bei weitem nicht mehr heran. Es ist also sicher eine gewagte Interpretation, wenn man das Publikum als der älter und eher konservativ einschätzt. Das jüngere Publikum bevorzugt eindeutig digitale Ausspielwege. Die 14-29jährigen beispielsweise geben mit 20 Prozent an, das Internetangebot einer Zeitung zu favorisieren. Noch gravierender wird dieser Wandel bei den bevorzugten Kanälen, wenn die Rede auf Smartphones bzw. Apps kommt: Auch hier sagen bereits knapp 20 Prozent, dass sie sich am liebsten auf diesem Weg über lokales Geschehen auf dem Laufenden halten.

Enorm entwickelt haben sich auch die Auflagen der E-Paper. Waren es im Jahr 2005 gerade mal rund 21.000 gezählte Exemplare, so sind es inzwischen schon rund 590.000. Trotzdem spielt das E-Paper im Vergleich zu der Gesamtauflage der deutschen Tageszeitungen weiterhin nur eine sehr bescheidene Rolle. Bei rund 21 Millionen täglicher verkaufter Exemplare machen die E-Paper also gerade mal einen einstelligen Prozentsatz aus.

Das Image

Unbestritten haben Tageszeitungen sehr häufig ein Pfund, mit dem sie richtig wuchern können: ihre Glaubwürdigkeit. Sie wird sogar von denen sehr hoch eingeschätzt, die gar nicht zu ihrer Kern-Klientel gehören: selbst Jugendliche vertrauen im Zweifelsfall der Zeitung mehr als allen anderen Medien. Auch bei der Frage nach den Eigenschaften der Tageszeitung kommt die „Glaubwürdigkeit“ sehr weit vorne: 92 Prozent der Befragten attestieren dies.

 

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